Ist die NBA gefakt?

In den diesjährigen Playoffs war viel los. Die Oklahoma City Thunder haben sich überraschend in Runde 2 gegen die San Antonio Spurs durchgesetzt und dann auch noch gegen den frischgebackenen Regular Season Rekordhalter 3:1 geführt. Die Golden State Warriors konnten anschließend 3 Spiele am Stück gewinnen. In den Finals – die dann Curry vs LeBron hießen – stand es ebenfalls 3:1, in dem Fall für die Warriors. Cleveland konnte die Serie drehen. So weit so gut. Aber an der Tatsache das es jeweils ein Spiel 7 gab, sehen diverse Schreihälse eine Verschwörung. Als wäre das noch nicht genug, ist sowieso alles vorgegeben, und wir können uns nur den “Film” NBA anschauen. Was ist an den Behauptungen dran? Ist das überhaupt realistisch?

Green der Ungesperrte

In der Serie zwischen OKC und den Warriors trat Draymond Green im Luftkampf, Steven Adams an eine empfindlichen Stelle. Für die einen unfair, für die anderen eine normale Sprungbewegung. Da die Serie ja UNBEDINGT in 7 Spiele gehen musste, wurde Green nicht gesperrt, sondern bekam nur ein Flagrant Foul II im Nachgang verhängt.
Also ist das ein “klares” Zeichen, zumindest für die Wutbürger und Verschwörer.

Green der Gesperrte

Wieder im Mittelpunkt Draymond Green, diesmal in den Finals Spiel 4. Green legt sich mit King James an und bekommt dafür eine Sperre, beim Stand von 3:1. Also will man hier ganz klar, die Serie verlängern.

Aber das ist absoluter BULLSHIT! Green bekam keine Sperre! Er bekam erneut ein Flagrant I und hatte damit ein volles “Punktekonto”. Ist dieses voll, muss man aussetzten.

Curry der Werfer

Und dabei geht es nicht um Körbe die Curry warf, sondern um seinen Zahnschutz. Diesen hatte Curry nach seinem 6. Foul wütend in das Publikum geworfen. Gesperrt wurde er nicht, nur eine Geldstrafe war fällig – weil er einen Fan traf.

Da die Warriors vorne lagen, wäre doch eine Sperre genau das, was die Skeptiker erwartet hätten oder? Die 6 Fouls – die tatsächlich etwas übertrieben waren – lösten bei Ayesha Curry – die Ehefrau von Stephen Curry – ebenfalls Unbehagen aus:

I’ve lost all respect sorry this is absolutely rigged for money…Or ratings in not sure which I won’t be silent. Just saw it live sry.

Auslöser

Warum schreibe ich überhaupt über das Thema? Im Podcast von André Voigt: Got Nexxt, verweist André oft diese Stories ins Reich der Fabeln, mit der Bitte: “Prüft doch mal was die Liga davon hat.”. Und nach weiteren unfundierten Behauptungen, sah sich André Voigt dazu genötigt in der Einleitung zur aktuellen FIVE (Issue #130) diesen Wutbürgern – wenn sie wirklich dieser Meinung wären – nicht mehr die FIVE zu lesen, den sie hätten eh keine Ahnung.
Somit war mein Ehrgeiz gepackt, gibt es irgendeinen Vorteil für die Liga, die Besitzer, die Spieler oder die Fernsehanstalten für mehr Spiele?

Die Besitzer

Ich fange mein Plädoyer erst einmal mit den Offensichtlichen an. Die NBA ist ein Geschäft. Ein großes Geschäft. Es geht um richtig viel Kohle und die bringen in erster Linie die Besitzer der 30 Franchise. Was hätten sie von mehr Spielen in den Playoffs? Kurzfristig gedacht kann man die Halle öfters mit Fans füllen. Bei knapp 20.000 Zuschauern und Preisen ab 80 $ (das hängt stark vom Playoffspiel ab), kann der Besitzer mit mindestens 1,6 Millionen $ rechnen. Dagegen entstehen noch Kosten für Strom, Wasser und Co., de facto ist ein weiteres Playoff Spiel lukrativ. Bringt es aber etwas, anstelle einer Championchip? Nein! Joe Lacob – Besitzer der Golden State Warriors – wird nicht zu seinen Spielern gehen und sagen: “Eh Jungs verliert noch 2 mal, dann haben wir mehr Einnahmen”.
Und zu diesem Betrugsvorwürfen gehören immer 2, beide Besitzer müssen/sollten sich einverstanden erklären.

Die Spieler

Für die Spieler kann ich keinen nennenswerten Vorteil erkennen. Sie müssen mehr Spiele absolvieren, haben weniger Urlaub und im Zweifel riskieren sie noch eine Verletzung, die sie durch die Offseason begleitet. Also als Spieler müsste schon Geld fließen, damit man sich darauf einlässt. Natürlich gibt es für die NBA Spieler die den Titel holen, auch noch eine kleine Extrasumme und das ist gar nicht mal so wenig: von 25.000 $ bis zu 1,5 Millionen $.
Auch ein schönes Zitat von der Seite Moneynation – von der die oben genannten Summen kommen:

Players actually make less money per game for winning an NBA Championship. That’s because they get paid by year, but play more games. A team that washes out early in Finals plays less games and technically makes more money per game.

Soll heißen, spielen die Spieler mehr Spiele, bekommen sie de facto weniger Geld pro Spiel, weil sie pro Jahr bezahlt werden. Das wiederum heißt: wenn du 30.000 € im Jahr bekommst und anstatt 40 Stunden, jede Woche 4 Stunden mehr arbeiten sollst, für das gleiche Geld, würdest du es machen?

Die Liga

Anfangen würde ich mit den Fernseheinnahmen und wie verdient die NBA in erster Linie Geld? Richtig mit Fernsehübertragungen.
Mit dem neuen TV-Deal macht die NBA jährlich 2,6 Milliarden $. Und das ist auch schon die wichtigste Aussage: Jährlich. Da steht nicht “pro Spiel”. Soll heißen, die NBA bekommt nicht mehr Geld, wenn mehr Spiele gespielt werden. Es ist mehr Drama, und mehr reden darüber. Aber redet niemand darüber, wenn ein Team das andere in den Finals sweept?

Kann man noch mehr Punkte finden, warum die Liga was davon hätte? Ich habe nicht einen gefunden.

Die Fernsehanstalten

Letztes Jahr hatte ABC 223,9 Millionen $ mit den NBA Finals eingenommen und da waren es “nur” 6 Spiele. Wenn es ein Siebentes Spiel gegeben hätte, hätte ABC schätzungsweise 45 Millionen $ extra gemacht.
Die Fernsehanstalten sind dementsprechend über jedes Extraspiel hoch erfreut. Aber dazu gibt es zwei Punkte.

Punkt 1: Wenn kein NBA Spiel läuft, läuft etwas anderes auf dem Sender und diese Werbeeinnahmen werden sicherlich in der Zeit, nicht ohne sein. So dass diese 45 Millionen $ noch kleiner werden.

Punkt 2: Was können die Sender dafür tun, das es mehr Spiele werden? Außer ein Handgeld an die NBA, wohl nichts. Und das schmälert wieder die Einnahmen.

Fazit

Es ist nicht alles ganz einfach. Es gibt tatsächlich zwei große Argumente die die Skeptiker durchaus aufgeweckt haben. Und wie immer geht es dabei um Geld. Das Problem ist, das ein Besitzer nur ein gesteigertes Interesse an den Mehreinnahmen hat, wenn man am Ende die Serie auch gewinnt, aber wer soll das Garantieren? Die Fernsehanstalten freuen sich über die Mehreinnahmen, können aber – bis auf “hier hast du ein paar Dollar, dafür das ihr bis Spiel 7 spielt” – wenig dafür oder dagegen tun. Die Liga und die Spieler haben so gut wie nichts davon.

Es ist ein Sport. Und wie in jedem Sport fühlen sich die Verarscht und über den Tisch gezogen, die Verlieren. “Verliert mein Team, ist der Schiedsrichter Schuld”. “Die NBA kann Team XYZ sowieso nicht leiden”. Genießt den Sport! Genießt die Extraspiele und genießt es, wenn wir spannenden NBA Playoffs haben!

Quelle:

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