Immer wieder findet man Comics die durchweg – für alle ersichtlich – als Kunst eingestuft werden müssen. Eines dieser optischen Meisterwerke ist “Am liebsten mag ich Monster”. Kann auch die Geschichte überzeugen? Wir werden sehen.
Der Plot
Wir befinden uns in Chicago in einer politisch turbulent Zeit, genauer Ende der 60er Jahre. Unsere Hauptpersonen ist Karen Reyes, sie ist 10 Jahre alt. Sie ist in der Schule nicht beliebt, auch ihre – eher ungewöhnlichen – Valentinstagskarten kommen nicht gut an. Sie lebt mit ihrer Mutter und ihren Bruder Deezy oder Deeze zusammen. Die Nachbarin wird Tod aufgefunden und die Frage stellt sich: war es Mord?
Karen möchte sterben und als Monster wiederkommen, nur so kann sie alles und jeden retten. Ihre Mutter leidet unter Krebs und die Umgebung wird verdächtigt, die Nachbarin Anka getötet zu haben. Wir erfahren viel über die grausige Vergangenheit von Anka, die während des 2. Weltkriegs in Berlin gelebt hat. Und das als Jüdin.
Da Karen Monsterfilme mag, sieht sie sich selbst auch als eins – so wird sie im gesamten Comic auch dargestellt. In der Folge geht Karen weiter auf die Suche nach dem Mörder – Selbstmord steht ebenfalls noch auf der Liste. Dabei wird die Beziehung zu ihrem Bruder immer wieder deutlich unterstrichen.
Mein Comic Senf
Zuerst möchte ich mit der Zeichnerin und der Autorin Emil Ferris anfangen. Wie aus dem Nichts kam sie mit diesem Werk – welche sehr bewegend ist – um die Ecke. 2001 wurde sie mit einem Moskito Stich mit dem West-Nil-Fieber infiziert. 3 Wochen später war sie teilweise gelähmt und konnte ihre rechte Hand nicht mehr bewegen. Sie begann – als Art Therapie – mit der Arbeit an “Am liebsten mag ich Monster”. 2016 war der Comic fertig, das Leid fand aber noch kein Ende. Das Chinesische Unternehmen was den Comic ausliefern sollte, war Zahlungsunfähig und somit musste die Menschheit ein weiteres Jahr auf die Erstveröffentlichung warten. Mittlerweile ist der Comic mit zig Auszeichnungen überhäuft.
Kommen wir zum Werk als solches. Die Geschichte – die sich nicht immer direkt offenbart – ist tiefer als sie scheint. Sie behandelt die Nazizeit, Kinderprostitution, Rassismus – ob nun Religion, Herkunft oder Sexualität – und mischt das Ganze mit einem Funken Detektiv Geschichte. Die Frage ist: ist das Fiktion oder Realität? Beides ist fließend.
Bei der Zeichnungen ist man schnell bei Lobeshymnen – zu Recht! Fangen wir aber vorher mit dem drumherum an. Wir haben keinen Hardcover, und auch keinen echten Softcover Einband. Es ist sehr wabbelig – soll heißen ein sehr weicher Einband, wie von einem Notizblock. Im Inneren gibt es linierte Seiten und gelochte Stellen – nur aufgedruckt. Und auf diesen Seiten bekommen wir alles mögliche geboten. Das können kleine Panels sein, aber auch Gemälde und andere Kunstwerke. Der Text ist teilweise durchgestrichen, im Bild versteckt oder man muss den gesamten Comic im Kreis drehen. Die Kapitel bekommen ein gezeichnetes Cover – dabei muss man sagen: alles ist gezeichnet, auch der Preis und andere Informationen. Ein echtes Erlebnis!
Dieser Comic ist einfach nur eine Ausnahmeerscheinung. Sowas habe ich noch nie gesehen. Ich muss und werde ihn nochmal lesen müssen. Man kann gar nicht alles verarbeiten was auf diesen 420 Seiten alles passiert ist. Das Ding macht Eindruck, ist aber schwere Kost und ist nicht unbedingt was für jeden. Die Zeichnungen hingegen solltet ihr euch alle genauer anschauen, den sowas ist einzigartig!