Wer sich mit Sport etwas auskennt, kennt auch die Stars. Die meist selbstverliebten, überheblichen Alleskönner, die mit mehreren Millionen im Jahr zugeschüttet werden. Das Ich ist größer als alles. Die meisten sind nur Söldner, Geld für Arbeit, Identifikation nein danke. Während im Fußball Dosen, Arzneimittelhersteller und Möbelhäuser, Anteile und ganze Klubs kaufen, ist es in den US Amerikanischen Sport etwas anders. Der US-Amerikanische Sport zeichnet sich durch ein Kommunistisches System aus, wie man es überall, nur nicht in den USA erwartet. Ein besonders Team sind die San Antonio Spurs aus der NBA. Was macht sie so besonders? So einzigartig?
Das System NBA
Wer die NBA nicht kennt, sollte hier trotzdem weiterlesen, denn die Spurs sind ein faszinierendes Team. Um das zu verstehen müssen wir es das System NBA im konkreten verstehen. Denn wie ich schon sagte ist dieser Sport weitaus Kommunistischer als man meinen mag. Mit Kommunistisch ist das “Alle sind gleich“-Prinzip gemeint, was in Ansätzen auch so gelebt wird. Gelder werden auf alle Teams gleich aufgeteilt (mal abgesehen von den Zuschauereinnahmen). Die Teams gehören zwar Milliardären und die Spieler bekommen Millionen, aber den Schwachen werden in gewisser Hinsicht geholfen. Das schlechteste Team der Saison, bekommt die beste Möglichkeit auf die freie Wahl der jungen Nachwuchstalente. Also bist du schlecht, kannst du ein zukünftigen Star verpflichten. Das sorgt für eine Welle in der Liga. Das Team was heute gut ist, ist in 10 Jahren am Boden. Dadurch gibt es weniger Aussagen wie “Team A war mal gut und ist es immer und immer wieder” . Gerade im Fußball kennt man das ja.
Dadurch ist aber langjähriger Erfolg kein Zufall, sondern muss mit großer Voraussicht geplant werden. Vielen ist dies nicht möglich und so ist man dann irgendwann mal schlecht. Fängt wieder mit Aufbauarbeit an, um dann irgendwann den nächsten großen Star zu finden. Einige suchen solange das sie einfach schlecht bleiben. Gut bleiben ist hingegen deutlich schwieriger.
Der Ausreißer
Genau diese Welle entgeht ein Team seit Jahren. Und zwar sind es die San Antonio Spurs. Seitdem sie den ersten Pick (die erste Wahl) 1997 hatten, waren sie immer in den Playoffs und sogar mit einer Siegesquoten von knapp 70%. Das ist absolute Spitze! Nicht nur in der NBA, auch in der NHL, NFL und MLB gab es so eine kontinuierliche Mannschaft nicht. Das System ist auch in diesen Ligen ähnlich. Dazu muss man sagen das die Spurs 1997 schon durchaus absichtlich schlecht waren. Denn wie oben schon beschrieben, sorgt Erfolg für spätere Auswahl von jungen Spielern. Und denn jungen talentierten Spieler haben sie bekommen. Im Laufe der Jahre waren die Spurs aber auch gut darin, später gute Spieler zu erkennen, die bei den Meisten unter dem Radar flogen.
Meine Beziehung zu den Spurs
Bis vor kurzem – noch während der Playoffs 2017 – konnte ich wenig mit den Spurs anfangen. Sie waren für mich langweilig. Es gibt nichts zu erzählen und der “unbekannte” Erfolg macht etwas neidisch. Lustig fand ich das in Planet Basketball 2, der Autor dies ähnlich sieht und es bei ihm dann klick gemacht hat. So war es bei mir auch. Während den Playoffs habe ich mir Gedanken gemacht und die Spiele gegen die Grizzlies angeschaut. Es ist einfach unglaublich überzeugend. Die Spieler als solches sind – bis auf Kawhi – keine überragende Spieler, oder zumindest nicht mehr. Trotzdem konnte man – mal wieder – die zweitbeste Bilanz in der gesamten NBA erzielen. Es ist ein Team und es ist der reine Basketball ohne Protz, Angeben und Trash Talk. Kurzum ehrlicher Basketball.
Deswegen habe ich mich in der Folge mehr mit den Spurs beschäftigt und bin immer mehr auf den Trichter gekommen, das sie nicht nur gute Arbeit leisten, sondern Faszinierend sind.
Die Spielermentalität
Bevor in der Premiere League Leicester City Meister wurde, habe ich auf der Seite Ballwerkorange (die es leider nicht mehr gibt), einen Artikel gelesen, wie sie ihr Team zusammengestellt haben. Auf ähnlichen Werten, werden auch in der NBA Teams zusammengestellt. Nicht immer die einfachen Werte wie Tore und Vorlagen im Fußball, oder Punkte, Rebounds und Assists im Basketball geben Aufschluss über einen Spieler. Die Spurs haben in den letzten Jahren viele Spieler, die erst nach dem 30. Pick gewählt wurden, im Team. Also in der sogenannten 2. Runde, wenn alle Mannschaften einmal gewählt haben. Sie schauen auf ihre Mentalität, oder auch auf den sogenannten Basketball-IQ. Das sorgt dafür das man Spieler hat, die das Team und nicht ihre Zahlen in den Vordergrund stellen. Die sogar auf Geld verzichten nur um Teil des Teams zu sein und um die Meisterschaft mitzuspielen.
Solch eine Mentalität kann man zwar trainieren bzw. den Spielern beibringen, sie muss aber in Ansätzen bereits vorhanden sein, sonst ist das einfach nicht möglich. Also benötigt man gutes Scouting und persönliche Gespräche mit den jungen Talenten.
Die Unterschiede zum Fußball
Um die San Antonio Spurs zu verstehen, muss man erst einmal verstehen, wie der Unterschied zwischen den amerikanischen Sportarten und dem Fußball als Beispiel funktioniert. Ein Fußballer strebt nachdem großen Geld und sucht sich seinen Verein ziemlich frei aus. Nicht selten sagen sie dann: “Hier wollte ich schon als kleiner Junge spielen” (egal ob es den Verein damals schon gab, oder nicht). Der Spieler kann relativ frei den Verein wählen. So sind die die stark sind, die Erfolgreich sind, die einen großen Namen haben und die Geld haben, immer die die oben auf der Wunschliste von Spielern stehen. Dazu kommt dass Machogehabe. Viele Spieler sind arrogant, selbstverliebt und finden sich selbst oder den Sport als solches, als das Beste der Welt. Das ist ein ganz normales Wesen für jemand der gut in seinem Job ist, der ist eben der Meinung, er kann es auch wirklich gut, was ja auch (oft) berechtigt ist. Gefüttert wird das ganze natürlich durch Fernsehgelder und auch durch Fans. Denn Fans im Fußball sind auch bereit den gegnerischen Verein schlecht zu machen und dementsprechend Stimmung zu machen. Das kann positiv sein, so gibt es gute Stimmung in Stadion, lautstarke Unterstützung in guten wie in schlechten Zeiten, aber so können sich auch nachdem Spiel die Lager gegenseitig auf die Schnauze hauen oder einfach Bösartige elf menschenfeindliche Plakate aufhängen. Diese Fankultur ist im amerikanischen Sport so gut wie gar nicht vorhanden. Es gibt das Konkurrenz denken unter einander, es gibt sogar einige Vereine die sich nicht leiden können, aber in der Regel sitzen die Fans teilweise nebeneinander, es gibt kaum Auswärtsblöcke, man diskutiert über den Sport, geht am Ende des Spiels seines Weges.
Wie schon gesagt wird der Spieler zu einem Team “gelost”, welches schlecht ist, wenn er (vermeintlich) gut ist. Erst nach vielen Jahren in der Liga, so lange spielen viele Spieler gar nicht in der Liga, dauert es bis ein Spieler seinen eigenen Verein aussuchen darf, und selbst dann gibt es noch Regeln die das Freie wählen verhindern. So gibt es in der NBA ein so genannten Cap Space. Dieser sorgt dafür dass man nicht so viel Geld ausgeben kann wie man will, sondern nur ein Spielraum hat, von einem Minimalbetrag bis zu einem Maximalbetrag. Überschreitet man den als Verein muss man Strafe zahlen, dementsprechend ist das weder ratsam noch Gang und Gebe. Deswegen ist der Sport ganz anders zu sehen, aber es gibt natürlich teilweise genauso Rampensäue, die sich genauso versuchen in den Vordergrund zu stellen. Was durchaus gerechtfertigt ist um zum Beispiel mehr Geld für Werbedeals zu erhalten und so extra einzukassieren. Wie gesagt die San Antonio Spurs sind anders, denn niemand redet über sie. Die Spurs sind der Inbegriff von Sport. Man möchte sich nicht das Ich in den Fokus setzten, sondern das Team steht im Vordergrund. Ich setze mich auf die Bank damit mein Team gewinnt. Wenn mein Trainer sagt ich solle das machen, dann mache ich das. Es gibt auch folgendes Zitat: Ein Basketball Trainer sagt in Deutschland einem Spieler “Spring” , er antwortet “warum?” . In den USA lautet die Antwort “wie hoch?” .
Die Zahlen
Die Spurs wurden 1967 gegründet. Seitdem haben sie nur fünfmal die Playoffs verpasst. Die wenigsten Spiele haben sie in der Tankingsaison 1996/1997 gewonnen. Und zwar 20 Spiele. Seit 1989 haben die Spurs nur viermal nicht mindestens 50 Spiele gewonnen. Das war die Tankingsaison und eine Lockoutsaison (die wegen Streiks verkürzt war). Nach der Tankingsaison waren sie immer in den Playoffs, aktuell 20 Jahre am Stück.
Auch auf der Trainerbank herrscht Konstanz. Seit 1996 ist Coach Gregg Popovich auf der Bank der San Antonio Spurs. In der Zeit konnte er 3 mal den Titel Trainer des Jahres erzielen. Wenn die Spurs nicht immer unter dem Radar fliegen würden, wäre es sicherlich häufiger der Fall gewesen.
Die zweite Reihe
Dass das Scheinwerferlicht nichts für die Spurs ist, habe ich bereits angedeutet. Aber das ist noch lange nicht alles. Nachdem Duncan in die Liga kam, hatten die Spurs mit Robinson bereits einen MVP (Most Valuable Player) in ihren Reihen. Mit der Zeit nahm er sich zurück und trat in den Hintergrund. Damit konnte Duncan das Team übernehmen.
Gleiches gilt bei den Gehältern. Wie schon gesagt gibt es eine Gehaltsgrenze pro Spieler und pro Team. Um gute Spieler anzusammeln, muss man entweder Luxussteuer zahlen, oder die Spieler müssen auf Geld verzichten. Das klappt in San Antonio immer wieder.
Auch das Spielsystem ist so ausgelegt. Nimm keinen guten Schuss, sondern warte lieber auf einen sehr guten. Nach diesem Mantra leben die Spurs nun schon länger und sorgen damit für ein besseres Spacing (Raumaufteilung).
Farblos?
Dadurch das Spieler in die zweite Reihe rutschen, niemand groß rum labbert und sagt sie wären die Besten, ist es San Antonio auch etwas langweilig. Ihre Trikotfarben sind mit Schwarz und Weiß genauso farblos. Die Größe von San Antonio mag viele überraschen. Denn die Stadt ist die siebtgrößte Stadt in den USA. Das mag man im ersten Moment gar nicht glauben. Sind die Spurs aber wirklich langweilig?
Als Leser und Journalist sind nur die Erfolge und der Weg dahin interessant. Andere Geschichte findet man in San Antonio kaum. Leonard ist einer der besten Spieler der Liga, trotzdem reden nur vereinzelt einige über ihn und seine Leistungen. Aber auf der anderen Seite würde er vielleicht in einem anderen System, nicht so gut funktionieren. Die Faszination Spurs beruht tatsächlich mehr auf der Konstanz, als auf irgendetwas anderem.
Die Offseason
Während andere Franchises in diesem Sommer groß Free Agents und Trades eingefädelt haben, war es bei den Spurs ruhig. Sie geraten wieder in den Hintergrund. Kaum noch jemand redet über die Spurs. Das sie viel zu alt sind und nicht mehr oben dabei sind, wird schon seit Jahren prognostiziert. Die Regular Season verläuft dann oft im verborgenen und erst in den Playoffs merkt man für was diese Mannschaft aufgestellt und trainiert wird. Erfolg! Mannschaftserfolg!