Wart ihr schon mal in Leipzig? Dann werdet ihr nicht umhin gekommen sein, das direkt neben dem Hauptbahnhof ein riesiges Gebäude mit der Aufschrift Hotel Astoria (eigentlich sogar nur Atoria) leer steht. Und das schon seit Jahrzehnten. Wie sieht es eigentlich in dem Hotel aus? Kai Meyer und Jurek Malottke haben da so eine Idee.
Dieser Comic wurde mir vom Splitter Verlag als Rezensionsmuster zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür! Die Bewertung des Comics findet aber in üblicher Vincisblog Qualität statt.
Der Plot
In Leipzig spielen sich wilde Szenen ab, nachdem ein Aufmarsch von Neonazis auf einen Gegenaufmarsch von der Antifa trifft, beginnt eine Straßenschlacht. Tränengas wird eingesetzt, Chaos macht sich breit. Für Jana und Tim gibt es nur eine Möglichkeit: das verlassene Grand Hotel Astoria.
Jana lebt von ein paar Euro im Monat, während Tim in einer Hausbesetzer-WG lebt. Im Hotel selber sehen sie Schatten, Schatten die wie Menschen aussehen und überall sind Haare, sehr viele Haare. Die Lichtquelle vom Handy scheint bald aufgebraucht, da sich der Akku dem Ende neigt.
Dadurch wird es noch gruseliger. Sind sie alleine? Ist hier noch jemand? Horrorszenarien spielen sich in den Köpfen ab. Das Fleisch der Vielen, stillt den Hunger des Kollektivs. Haben die beide eine Chance lebend aus dem Grand Hotel Astoria zu fliehen, oder hat ihr letztes Stündlein geschlagen?
Mein Comic Senf
Um der Einleitung ein wenig Futter zu geben, ich habe 2 Jahre in Leipzig gewohnt und dieses riesige Hotel nie so recht verstehen können. Wie kann ein so großes Hotel, in so einer tollen Lage leer stehen? Das es so lange leer steht, macht es so interessant, das man gerne mal einen Blick riskieren würde.
Genau dieses Thema greift der Comic auf und das auf eine sehr gruseligen Art. Der Grusel ist in den Köpfen, in den Köpfen der Protagonisten, aber auch in den Köpfen der Lesenden. Also stellt sich die Frage: “ist da wirklich was?” in der Form deutlich eindringlicher.
Man fliegt durch den Band, ist interessiert und gespannt. Dabei ist die Geschichte doch recht schnell vorbei und nicht besonders üppig. Denn der Comic ist plötzlich beendet und wir bekommen Text. Nahezu den gleichen Text der vorher im Comic-Abschnitt beschrieben wurde. Ist das eine Dopplung und vor allem überhaupt nötig?
So richtig sicher bin ich immer noch nicht. Leider wurde dieser Abschnitt auch nicht im Kontext gesetzt. Ist dass das original Skript? Ist dass das die Grundlage für den Comic? So in der Form finde ich es eher als unnötig. Aber dafür erlebt man den “Horror” ein zweites Mal.
Die Demo zum Start ist tatsächlich nur ein Aufhänger für die Geschichte. Auch wenn man erahnen kann auf welcher Seite Jana und Tim standen, so wird es nicht tiefer ausgeführt. Das gefällt mir sehr gut. Dadurch rückt das Hotel in den Vordergrund und die Aufmärsche in den Hintergrund.
Meine letzten Worte:
Haariger Horror in einem verlassenen Hotel
Review
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8/10
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9/10
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8/10
Das Fleisch der Vielen
Erscheinungsdatum: 20.11.2018
Format: Hardcover | digital
Seiten: 96
Autor*innen: Kai Meyer
Zeichner*innen: Jurek Malottke
Preis: 19,80 €
3 Gedanken zu “[Comic] Das Fleisch der Vielen”
Die Kurzgeschichte ist enthalten, weil sie die Grundlage bildet. Kai Meyer schrieb sie für ein gemeinsames Projekt mit der Band ASP. Deren Album Verfallen: Astoria und Verfallen: Fassaden sozusagen, die Vorgeschichte bilden. Die Alben sind sehr zu empfehlen und es ist eigentlich eine Unverschämtheit, diese nicht im Comic zu erwähnen, da ASP und Kai Meyer hierfür gemeinsam die Geschichte konzipiert haben. Die Kurzgeschichte war auch im Booklet der ersten CD enthalten. Leider ist die Umsetzung als Comic aufgrund der Zeichnungen einfach grottig, da es dafür deutlich opulentere und atmosphärischere benötigt hätte, aber vielleicht ist das auch der Grund, weswegen ASP nicht seinen Namen für das Comicalbum hergeben wollte.
Das die Kurzgeschichte die Grundlage darstellt ist klar, aber macht es den Comic besser wenn nahezu die selbe Geschichte in Prosa erneut enthalten ist?
Das nicht, aber es erklärt, warum sie enthalten ist. Wobei ich es viel schlimmer finde, dass die CD von ASP mit keinem Wort erwähnt wird. Und eben die Zeichnungen einfach nur grottig oder besser nicht passend sind.