Da ist es also, das große Duell. Wie bei Gladiatoren wird dieses Duell „tödlich“ für einen der Kontrahenten enden. Nur einer wird am Ende Teil meiner Gerätelandschaft bleiben. Welches Gerät überzeugt mich mehr? Welches Gerät ist besser? Und welches Gerät bleibt schlussendlich?
Einleitung
eINK-Geräte waren für mich immer eine Offenbarung. Bücherfanatiker konnte ich immer weniger verstehen. Auf einem eINK-Display – gerade mit Hintergrundbeleuchtung – lässt sich das „Buch“ IMMER besser lesen. In der Nacht, bei starker Sonneneinstrahlung, Reflexionen oder was auch immer: Das Buch ist immer lesbar.
Als dann still und heimlich mehr und mehr sogenannte Paper-Tablets – Geräte, die auf eINK basieren, ein Tablet sind und ein Gefühl wie Schreiben auf Papier versprechen – den Markt durchzogen, wurde ich aufmerksamer und aufmerksamer.
Vergangenes Jahr durfte ich meinen Zeh in dieses Wasser stecken und bekam den Amazon Kindle Scribe geschenkt. Ein Jahr später war ich noch immer begeistert, aber die Konkurrenz – die sich schon lange in dem Umfeld breitgemacht hatte – war für mich interessant. Die Rede ist von reMarkable.
Dieses Jahr bekam ich überraschend – erneut von meiner Frau, die weitestgehend diesen Beitrag gesponsert hat – den reMarkable Paper Pro geschenkt. Nach dem Review muss ein Vergleich herhalten. Manches sind allgemeingültige Aussagen, manches ist meine persönliche Meinung. Viel Spaß bei diesem Vergleich.
Design
Design ist immer subjektiv, aber ich vermute, bei den beiden Kandidaten fällt die „bessere“ Designwahl leicht auf. Wenn ihr genauere Informationen zu den Designs wünscht, schaut doch in meine Testberichte von damals rein: reMarkable Paper Pro & Amazon Kindle Scribe.
Der reMarkable Paper Pro hat ein Aluminium-Unibody-Gehäuse. Der Rand stellt ein Notizbuch dar, man sieht und fühlt sozusagen das Papier. Vier große Gummifüße sorgen für rutschfreie Haftung. Die Front ist aus weißem Plastik, unten ist der USB‑Typ‑C‑Anschluss und oben der Powerbutton. In einem Wort: clean.
Der Amazon Kindle Scribe (ich spreche hier von der älteren Variante, die Unterschiede sind tatsächlich nur optisch) hat ebenfalls ein Aluminium-Unibody-Gehäuse. Die Front ist mit schwarzem Plastik ausgestattet und hat einen dickeren Balken, um das Gerät bequem im vertikalen Modus zu halten. Powerbutton und USB‑Typ‑C‑Anschluss gibt es auf der linken Seite.
Optisch ist der reMarkable für mich deutlich hübscher und gefühlt wertiger. Das Gewicht vom Scribe ist geringer (was einigen gefallen dürfte), bei mir löst das höhere Gewicht beim reMarkable aber eher ein Gefühl von Wertigkeit aus. Beides ist gut und okay, der Gewinner für mich ist aber der reMarkable.

Display
Diese Kategorie könnte dem reMarkable den Kopf kosten. Das war mir zuvor bewusst und wurde noch viel extremer, als ich es nur ansatzweise geahnt hätte. Man muss aber auch sagen, dass nicht jeder so viel Wert auf gute Displays legt wie ich, aber bei einem eINK-Display ist das noch wichtiger.
Der reMarkable hat eine Auto-Rotate- und eine Auto-Skalierungsfunktion. Wenn man das Gerät dreht, dreht sich auch der Inhalt, und sollte man die Breite zu „weit“ benutzen, wird die Ansicht hochkant skaliert. Dazu kommt die Möglichkeit, Farbe darzustellen. Das war es mit den positiven Dingen.
Negativ ist der mangelnde, fast schon verwaschene Kontrast. Schwarz ist eher grau. Die Hintergrundbeleuchtung ist entweder nicht hell genug (im Superhell-Modus scheint noch stärker das Licht durch den Rahmen) oder, wenn sie deaktiviert ist, ist alles noch schlechter lesbar (auch bei Tageslicht). Artefakte – meist gelbe Flecken – hatte ich immer wieder.
Der Scribe hingegen hat eine sehr hohe Auflösung, alles ist jederzeit sichtbar. Die Hintergrundbeleuchtung ist Weltklasse. Es sieht nie wie Licht aus, es gibt 24 Helligkeitsstufen, einen Helligkeitssensor, 24 Farbtemperaturen und einen Dunkelmodus. Durch das Schwarzweiß-Display gibt es weniger Flackern und seltener Artefakte.
Wenn das Display vom reMarkable nur ansatzweise gut wäre, hätte sich sicherlich viel geändert, aber das ist eine eindeutige Nummer und ich kann auch schon jetzt sagen: der deutlichste Fall von allen hier in diesem Vergleich.

Software – Einstellungen, Homescreen etc.
Der reMarkable hat nur einen Homescreen. Hier findet man alles. Die Ordner und die Dateien. Egal ob das Notizbücher, PDFs oder ePUBs sind. Der Sperrbildschirm ist schlicht. Das alles ruft: ablenkungsfrei. Manche werden ketzerisch langweilig sagen.
Der Scribe ist da eine andere Nummer. Hier gibt es unglaublich viele Optionen. Der Startbildschirm zeigt alle zuletzt geöffneten Dateien an, darunter gibt es diverse Shop Empfehlungen. Über die Tableiste stehen die Bibliothek (für Kindle-Produkte, PDFs und ePUBs) und Notizbücher zur Verfügung. Also kann man schon mal einige Klicks benötigen, um dahin zu kommen, wo man hin möchte.
Der Sperrbildschirm hat zwei Optionen. Entweder eine Mischung aus Fotos mit gezeichnetem Inhalt darüber, oder das Buchcover des Kindle-Buches. Das alles ist also konfigurierbar und man bekommt etwas geboten. Aber auch hier könnte man ketzerisch sagen, dass es überladen ist.
Mir gefällt der minimalistische Stil von reMarkable mehr, auch wenn ich mir mehr Optionen auf dem Sperrbildschirm wünschen würde. Der Scribe zeigt das, was alle Amazon-Produkte gut können: verwirren, und man findet nicht immer alles (ganz schlimm: FireTV (Stick) und Prime-Video-Apps).

Software – Notizbücher
Bei vielen Reviews findet man eine Meinung: Der Scribe ist zum Lesen, der reMarkable zum Schreiben. Wenn das stimmt, müsste es sich hier um ein Heimspiel handeln, und damit der Remarkable gewinnt, ist das so? Oder ist das gar nicht die Wahrheit?
Kurz ja. Man kann in den Notizbüchern gerade Striche oder Formen machen, es gibt mehr und bessere Vorlagen, es gibt mehr Stifte und Farben (bei einem Farbdisplay nicht so überraschend). Gesten wie Rückgängig – die ich beim Scribe erfolglos versucht habe – und man kann die Werkzeugleiste platzieren und ausblenden. Wichtig hier: dass sie nicht stört.
Für mich ist noch die Mischung aus endlosem Scrollen und weiteren Seiten ein Segen. Das ist eine tolle Kombination, die auch einen Vorteil gegenüber Papier liefert. Hier wird viel geboten und da gibt es – so viel vorab – viel Nachholbedarf bei Amazon.
Hier reicht eigentlich ein Wort: chancenlos. Der Scribe kann all das oben nicht oder schlechter. Die Vorlagen unterscheiden sich entweder nur über die Abstände (liniert klein, mittel und groß) oder sind zu speziell (Musik oder Tagesplaner (der gut ist, aber nur eine Zeitleiste hat, abends habe ich selten Termine, aber so keinen Platz für Notizen)).

Software – Apps
Bei den Apps nehmen sich beide nicht viel. Man soll die Arbeit auf dem Gerät machen und nicht woanders. Den goldenen Käfig liefert aber nur einer der beiden und das stört mich immer wieder in diversen Situationen. Aber der Reihe nach.
reMarkable hat recht ansprechende Apps. Sie sind praktisch, um Dateien auf das Gerät zu packen oder herunterzuholen. Die Synchronisierung ist okay. Manchmal muss man das Notizbuch auf dem Gerät vor dem Öffnen in der App schließen. Die beste Funktion (für viele und dann auch nur im Abo) ist Screen Mirror. So kann man den Bildschirm vom reMarkable live auf einen Rechner bekommen und dann allen Meetingteilnehmern zeigen (in der EU, liebes Apple).
Die App für Kindle ist – und jetzt werdet ihr überrascht sein – zum Lesen von Büchern gut geeignet. Dateien können nur via „Send to Kindle“ versendet werden (und dann muss man ein Dateigrößenlimit beachten). Notizbücher sind versteckt und man kann sie nur anzeigen. Bei reMarkable kann man rudimentär auch maschinellen Text schreiben.
Gerade beim Schreiben oder zum Beispiel beim Ergänzen von Notizen (Markieren, Abhaken oder Ähnlichem) fehlt es bei beiden an Funktionen. Sie sind beide okay, könnten aber noch eine Schippe drauflegen. Dateien lassen sich klar beim reMarkable besser verwalten.

Anbindungen
Ein unterschiedliches Konzept stößt hier in dieser Kategorie auf ein deutliches Ergebnis. Ob das einem wichtig ist oder eben genau der Grund, warum man sich für den Verlierer entscheidet, ist jedem selbst überlassen. Besprechen muss ich diesen Punkt aber definitiv.
reMarkable – und dabei ist es egal, welches Gerät man nimmt – verfügt über gar keine Anbindungen an einen Store. Egal ob Apps, Zugänge via Browser oder Buch-/Zeitschriftenshops. Hier gibt es nichts. Ablenkungsfrei mag das sein, aber auch trostlos.
Gleiches gilt andersherum für alle Kindle-Produkte. Amazon möchte digitale Produkte vertreiben. Also gibt es hier Bücher und Zeitschriften. Man kann sie auf dem Kindle oder auf einem beliebigen Endgerät erwerben und sie tauchen direkt auf. Dazu gibt es Prime Reading und Kindle Unlimited als Abo-Dienste, um noch mehr zu lesen.
Wenn man ganz tief in die Trickkiste greift, kann man – beim korrekten Medium – sogar an der gleichen Stelle das Hörbuch weiterhören (Bluetooth-Kopfhörer benötigt man dafür noch). Also klarer geht eine Kategorie in meinen Augen absolut nicht.

Preis
Beim Preis ist es ein gemischtes Doppel. Wir haben den UVP und dann das Thema Angebote bzw. Refurbished. Beide Hersteller gehen andere Wege, was zu unterschiedlichen Ergebnissen führt. Aber seht einfach selbst, wie diese Kategorie bei den Kontrahenten aussieht.
Der Paper Pro kostet 649 € mit dem Standardstift. 50 € kostet dann der Marker Plus. Die Original-Hülle beginnt bei 99 € (mit dem „billigsten“ Stoff und nur in grau). Im Refurbished Store auf der Webseite gibt es den Paper Pro auch für 539 €. Das Produkt sieht wie neu aus (ich habe auch ein Refurbished-Modell erhalten). Andere Kaufoptionen sind gering bis nicht vorhanden.
Der Scribe kostet bei Amazon im UVP 369,99 € (in der kleinsten Ausstattung (16 GB) und dem einfachen Stift). Aber Angebote klicken bei Amazon immer. Beim letzten Prime Deal gab es den Scribe für 219,99 €. Also auch hier heißt es: Augen auf.
Das Duell ist klar. Aber es gibt im Refurbished- bzw. Angebotsmodus jeweils einen Punkt mehr. Klar sollte aber auch sein, dass reMarkable mit dem doppelten Preis sich keinen Gefallen tut. Der Markt ist voller, als der Bedarf ist, und so wird die Käuferschaft kleiner und kleiner.

Unternehmen
Eine schwere und einfache Kiste zugleich. Welches Unternehmen ist „besser“? Was ist sympathischer und vor allem: Welches Unternehmen birgt das höhere Risiko in der Zukunft? Wo kann man den größten Fortschritt erwarten? Meine Einschätzung.
Ein europäisches Unternehmen mit Sitz in Norwegen ist schon mal grundlegend sympathisch. Die Daten unterliegen dem europäischen Datenschutz. Das sind alles positive Punkte. Da das Unternehmen deutlich kleiner ist, birgt es die Gefahr von Insolvenz bzw. verlorenem Interesse an Weiterentwicklung. Auch die Beschaffung von hochwertigen Komponenten ist manchmal schwer. Das Gallery 3 – das Display – zeigt, was reMarkable nehmen „muss“.
Amazon ist für viele der Feind. Ein böses, großes amerikanisches Unternehmen. Überall mitmischen, Daten vielleicht verkaufen oder unsicher ablegen. Das klingt alles deutlich schlimmer, als es in der Realität ist. Das Ökosystem rund um Bücher ist für mich herausragend – weil ich digital lese. Und das Unternehmen ist „too big to fail“.

Ziel: Ablenkungsfreies Arbeiten
Mit welchem Gerät kann man besser konzentriert und ablenkungsfrei arbeiten? Das ist doch das Hauptziel von einem Paper-Tablet. Natürlich ist das wichtigste Wort: Gewohnheit. Je gewohnter das Gerät und die Software sind, desto weniger abgelenkt ist man.
Der reMarkable ist ein absolut ablenkungsfreies Gerät. Egal ob Lockscreen, das ausgeschaltete Gerät, der HomeScreen oder eine geöffnete Notiz. Da ist nicht viel, was ablenken kann. Die Werkzeugleiste kann man dahinpacken, wo es nicht stört, man kann sie ausblenden und hat sogar die Möglichkeit, zwei favorisierte Stifte auszuwählen.
Jedes Buch (egal, was das ist) merkt sich die letzte Stiftauswahl. Es gibt keine Uhrzeit und auch keine Veränderungen (Werbungen oder Angebote). Dazu kann man mit Gesten schnell zu favorisierten Büchern springen. Das kann natürlich auch dazu führen, dass man zu Beginn unterwältigt sein könnte.
Der Scribe ist da etwas anders. Bücher und Notizen sind getrennt, die Startseite zeigt auch Angebote oder Bücher für dich an. Was Amazon bei allen Anwendungen macht, macht es auch hier: Softwareupdates, die gelegentlich das Menü ändern.
Klar kann man mit dem Scribe auch ablenkungsfrei arbeiten – für mich gelingt es, in den Flow zu kommen, immer hervorragend, Notizbuch auf und losschreiben – aber der reMarkable ist hier in einer ganz anderen Liga (was sich übrigens auf die Apps ebenfalls reflektiert).

Akku
Tja, eine Kategorie, die ich gerne so abgehandelt hätte: eINK-Geräte mit so langer Akkulaufzeit, dass man gar nicht weiß, wann man das letzte Mal geladen hat. Das ist ziemlich genau die Beschreibung von einem Gerät, das andere ist ganz anders.
Denn der Paper Pro ist wahrlich eine Enttäuschung. Gerade die Hintergrundbeleuchtung zieht sehr viel. Da man diese dringend braucht, ist nach knapp einer Woche Schluss – wenn man täglich etwas schreibt. Man muss nicht mal viel schreiben. Eine „wie Papier“-Anwendung – Gerät neben den Laptop und einfach mitschreiben, wenn nötig – ist so schwer möglich.
Beim Scribe kann ich gar nicht sagen, wie lange es dauert, bis das Gerät leer ist. Ich lade den Scribe und viele Wochen später sehe ich, dass er mal wieder geladen werden sollte. Ich beende meist meine Arbeit mit dem Gerät und stecke es danach an. So muss das.

Stift
Die Stift-Kategorie besteht aus drei Bereichen: Schreibgefühl, Funktionen und Optik/Haptik. Und genau das sorgt für einen sehr spannenden Vergleich. Jeder hat seine Stärken und Schwächen. Wer macht das Rennen in dieser wichtigen Kategorie – zumindest für ein Gerät?
Der Marker Plus von reMarkable muss geladen und verbunden werden. Das sorgt dafür, dass nur dieser (oder der Standardstift) verwendet werden kann. Das Schreibgefühl ist gut. Die Funktionen sind einfach zusammengefasst: Schreiben und Radieren.
Okay, aufwecken kann der Stift den Paper Pro auch noch. Der Radierer ist hart und gibt so wenig Feedback. Optisch sieht er sehr wertig aus und er fühlt sich auch so an. Das ist Qualität. Gerade mit der Zeit hat mir die Ummantelung mehr und mehr gefallen.
Der Premium-Pen von Amazon ist optisch ein Plastebomber. Es fühlt sich schon deutlich weniger wertig an. Dafür ist das Schreibgefühl gut und angenehm. Der Radierer ist wie ein Knopf und dadurch hat man ein gutes Feedback. Also gemischtes Ergebnis.
Zusätzlich hat der Premium-Pen eine Seitentaste. Diese ist schlecht fürs Schreiben platziert – unbeabsichtigtes Auslösen inklusive – aber man kann eine zweite Funktion belegen. Wenn diese zwischen Buch und Notiz anders belegbar wäre, wäre ich dankbar. Das Beste ist, dass der Scribe EMR-Stifte unterstützt, also gibt es mehr Optionen. Man kann andere Stifte kaufen.
Beide haben ihre Vorteile. Der Scribe ist flexibler – sowohl was den Stift, als auch was den Premium Pen angeht. Dafür ist der Marker vom Paper Plus sehr viel wertiger und fühlt sich dadurch klasse an. Wenn ich mich nur für einen Stift entscheiden könnte, würde ich den Marker Plus wählen.

Mein Senf
Das Fazit möchte ich mit meiner Reise beginnen. Vergangenes Jahr begann mein Interesse an Paper-Tablet massiv zu wachsen und das hübschere reMarkable 2 machte mir schöne Augen. Der Scribe war mir zwar bekannt, aber schlicht nicht ansprechend genug. Das Paper Pro kam auf den Markt und meine Frau schenkte mir den Scribe – den ich aus Gründen nun zu meinem Favoriten ernannt hatte.
Dann kam dieses Jahr der reMarkable wieder in meinen Fokus. Und mein Kopf sagte: Du bist mit den Scribe zufrieden UND sie sind sich zu ähnlich, das ergibt keinen Sinn. Meine Frau sah es anders (oder in gewisser Hinsicht genauso) und überreichte mir den Paper Pro.
Der erste Tag mit dem Paper Pro war ziemlich enttäuschend. Das Gerät hat ein so schlechtes Display, dass ich mich für mich entschieden hatte. Mit diesem Gerät kann und werde ich nirgends hingehen. Nach ein bis zwei Tagen entdeckte ich Funktionen, die mir am Scribe fehlten bzw. die es so viel besser machen würden.
Ein neuer Gedanke wuchs in mir: Muss das bessere Gerät gehen? Der Scribe ist die rationale Entscheidung: das bessere Display (sorry für die Wiederholung), der bessere sekundäre Use-Case (lesen) und der viel bessere Preis (zum Start und in der Folge). Aber der emotionale Typ hat sich in das Design und die Verarbeitung, die vielfältigen Templates und die Farbe verguckt.
Der Testbericht zum Paper Pro ging online und ich las einen Artikel auf dem Paper Pro. Der Bildschirm lenkte mich überraschend mehr ab, als gedacht. Zu unscharf ist selbiges. Dann nahm ich den Scribe in die Hand. Erst ein Buch lesen und abends Daily Scribling auf beiden Geräten. Die Hintergrundbeleuchtung, ja sogar das Schreibgefühl (weich durch Papier vs. harter Kugelschreiber auf sehr hartem Papier) schrien SCRIBE.
War es das? Ein paar Aufs und Abs kamen dazu. Mal dachte ich mir, es kann auch einen Platz für beide geben. Natürlich müsste der Scribe Platz teilen. Dann kam Amazon mit einem neuen Scribe mit Farbe um die Ecke und zeigte damit, wie es auch sein könnte. Dieses Farbdisplay ist ein ganz anderes Niveau. Also: Das bessere Gerät wird noch besser.
Als die Entscheidung feststand, muss ich klar sagen – und ich weiß, wie komisch das klingt – war ich traurig, es fühlte sich nicht gut an. Das Unternehmen und auch der kurze Kontakt mit dem Support gefielen mir. Aber es ist kein Platz für beide da. Das tut weh.
Und dann nahm ich mir den Scribe und wandte Daily Scribbling an. Wie so oft half das und ich konnte erkennen, warum: Ich wollte unbedingt, dass mir der reMarkable gefällt. Das Unternehmen, die Philosophie und das Gefühl des Gerätes haben einen Sog ausgelöst, aber keinen richtigen praktischen Nutzen.
Mittlerweile bin ich fein mit der Entscheidung. Dass Amazon nun auch einen Scribe mit Farbe vorgestellt hat – ohne die Farbschwächen vom reMarkable – hat meine Entscheidung noch einmal unterstrichen. Das Display war und ist der Hauptgrund für dieses Ergebnis.
Um es noch einmal deutlich zu machen: Der Scribe hat für mich sehr klar gewonnen. Besonders das Display und die Kindle-Bibliothek sind klare Vorteile. Der reMarkable ist kein schlechtes Gerät, aber vieles ist nicht auf dem richtigen Niveau.