Letztes Jahr (ehrlicherweise Ende 2023) bin ich in die Welt der Smart Ringe abgetaucht. Mein Feedback zu dem RingConn war einwandfrei, doch Dinge ändern sich. Wie ihr am Titel erkennen könnt, habe ich mich für den Ōura Ring 4 entschieden. Warum? Was hat RingConn falsch gemacht?
Fall Down
RingConn hat mich zu Beginn überzeugt, aber das blieb nicht so. Das erste und größte Thema heißt: AKKU! Die Akkulaufzeit ist nicht ganz so gut geblieben, aber das ist gar nicht das Problem, auch wenn knapp 2 Tage weniger schon hart nach einem Jahr sind. Die App hat mich schlicht weder informiert noch zeigt die App den richtigen Akkustand an.
Mehrmals ist der Ring im Schlaf verreckt. Das Problem: Der Schlaf kann weder gelöscht noch angepasst werden – die Folge: falsche und nicht komplette Daten. Und das passiert nicht nur gelegentlich, sondern ständig. Vielleicht kommt ihr auf die Idee: na dann lade ihn vor dem Schlafen …
Schlimmstes Beispiel: abends in die App geschaut, Restlaufzeit 1 Tag plus 3 Stunden. Nach 2 Stunden Schlaf war der Ring komplett leer. Herzlichen Glückwunsch. Dazu kommen nicht eingehaltene Versprechen. Die Funktion „Schlafapnoe“ sollte via Update kommen, kam aber mit einer neuen Ringgeneration.
Die App nutze ich nur noch, um die Schlafdaten zu ziehen, alles andere – auch die neu eingeführte KI – bringt mir nichts. Zu generisch sind die Tipps und noch einmal die Daten! Seit Tagen habe ich eine Körpertemperatur von 22,6 °C – wenn so ein Wert vom Ring kommen sollte, sollte die App sagen: kaputt. Entweder tricksen (Daten von Apple Health nehmen) oder einfach nichts anzeigen, der Wert kann nicht stimmen.
Zum Abschluss noch mal zum Service. Den oberen Fall mit dem Akku habe ich gemeldet, die Rückmeldung war (nach einigen Tagen): Melde das bitte in der App. Könnte man auch intern weitergeben und vielleicht dem Kunden etwas anbieten, aber das war nicht der Fall.
Warum Ōura
Bevor ich die Frage nach Ōura beantworte, ist die Frage, warum überhaupt ein weiterer Smart Ring. Das Schlaftracking und die Wellness-Funktionen sind mir wichtig, das kann die Apple Watch leider nur sehr ungenau (gerne noch mal hier nachlesen: RingConn Review).
Als Alternative zu Ōura kam für mich nur Ultrahuman in den Sinn. Der Vergleich des Ultrahuman Rings mit dem RingConn zeigte mir aber: Das ist weitestgehend der gleiche Ring. Klar, die App könnte besser sein und auch die Auswertung, aber wenn ich ein Gadget wechsele, möchte ich mehr. Eine Funktion, die Ultrahuman kann, die RingConn nicht konnte, gibt es nicht. Abermals in die Nesseln setzen und auf ein „kleines“ Unternehmen setzen, ich weiß nicht.
Ōura ist seit vielen Jahren bei Kunden sehr beliebt . Es gibt regelmäßige Updates und das auch für alte Ringe. Der Support von Ōura ist grandios. Bei Problemen hilft der Support, tauscht den Ring aus oder verschenkt eine Lifetime Subscription. Das hört man vielfach und klingt klasse. Dass die Firma aus Europa ist, ist in den aktuellen Zeiten sicher auch sehr nützlich.
Wege zum Ring
Auch hier scheint alles besser zu sein. Man kann auf der Ōura Website, aber auch bei großen Playern wie Media Markt und Amazon, sowohl die Ringe als auch das Sizing Kit bestellen. Bei anderen Anbietern bestellt man das Sizing Kit für 10 € und bekommt anschließend beim Kauf 10 € Rabatt. Bei Ōura läuft es wie bei RingConn. Man bestellt seinen Ring und sagt, ich kenne meine Größe nicht.
Nach 2 Tagen hatte ich das Sizing Kit da – das ist schon mal schneller als aus China. Die Verpackung ist gut und ansprechend. Das Sizing Kit ist unspektakulär. Die Größe 10 und 11 (zum Vergleich bei RingConn war es Größe 11) habe ich mir näher angeschaut. Während Größe 11 leichtgängig und etwas locker ist. Mit der Zeit wurde klar, 10 ist manchmal zu kompliziert.
Die richtige Größe ist aber nicht einfach. Beim Faustballen sollte keine Lücke sichtbar sein, was es bei der 11 ist. 11 ging sehr locker vom Finger, 10 oft gut genug. Manchmal hingegen war die 10 zu eng. Ōura sagt, dass der Plastikring schwerer abgeht als der echte. Die Entscheidung brachte die Nacht mit Ringgröße 10. Das ist zu eng, also erneut Größe 11.
Die 2 Tage sind natürlich viel schneller als es beim RingConn war. Zur Wahrheit gehört aber auch dazu, dass man RingConn mittlerweile auf die genau die gleiche Weise bei Amazon und Media Markt erwerben kann. Das ist ein großer Vorteil. Auch beim Versand ist das praktisch. Bei Ōura werden 15 € für den Versand veranschlagt – warum auch immer.
Interessant war, dass der Probering sich optimal getragen hat. Bleibt das auch beim echten Ring so? Ist das Gewicht vergleichbar oder ist der Probering nur Plastik für die Größe? Ich war gespannt. Einen Tag nach meiner Bestellung kam der Ring dann an.
Preis
Ōura möchte für ihren Ring fürstlich entlohnt werden und das für jede Farbe unterschiedlich. Es gibt 6 Farben und 3 Preisbereiche. Für 399 € gibt es Silver und Black, für 449 € sind Brushed Silver und Stealth am Start, für 549 € gibt es Gold und Rose Gold.
Ohne die Farbe in natura gesehen zu haben, vermute ich, dass die Preise zum Geldverdienen sind. Die Ringe sind sicherlich nicht teurer in der Herstellung oder von edlerem Material. Was halte ich davon? Ich halte es für frech. Ich habe mich dieses Mal für Silver entschieden.
Warum? Zwei Gründe: Grund Nummer 1 mein RingConn war schwarz und ich mag auch mal ein bisschen Veränderung. Der zweite Grund dürfte vielen bekannt vorkommen. Der RingConn ist innen zerkratzt und man sieht Silber, also wird das wohl die Grundfarbe sein. Oft ist Silber genau für solche Dinge besser geeignet.
Verpackung + Erster Eindruck
Die Verpackung kommt kompakt daher, mit zwei Abziehlaschen, wie man es bei Apple kennt, dann wird zur Seite und nach oben geschoben. Das könnte man sicher mit weniger Verpackung lösen. Und da ist das schöne Teil. Direkt lacht der Ring und die Ladevorrichtung einen an.
Unten drunter ist ein Kabel und eine Anleitung. Nach dem Verbinden mit dem Account – der Ring muss dabei laden, der Account kann (aus der App) erst mit der Verknüpfung eines Rings angelegt werden – ist der Ring einsatzfähig. Verpackung und Auftritt sind gut.
Das Anheben des Ringes war aber, sagen wir, ungewöhnlich. Es fühlt sich sehr leicht, fast schon billig an. Dazu kommt, dass direkt Fingerabdrücke sichtbar waren. Oje, das ist kein guter Start. Nach einigen Minuten am Finger fühlt sich das ungewohnt an. Es ist der gleiche Finger, wo zuvor der RingConn war.
Design
Von außen gibt es nur den Ring mit dem eher dürftigen Silber Finish. Es glänzt zwar schön, ist aber sehr anfällig und man sieht Fingerabdrücke und Striemen. Eine kleine Kerbe zeigt, wie der Ring ausgerichtet sein soll. In dem Fall soll diese Kerbe auf der Handinnenfläche sein.
Von innen gibt es eine Neuerung (als RingConn Kunde und wenn man vom Ōura Ring 3 kommt), es gibt keine Buckel mehr. Innen steht der Name und die Größe, natürlich auch einige Sensoren, die fröhlich vor sich hin blinken. Schlicht aber effektiv.
Von Weitem – zum Beispiel, wenn ich mich durch Zufall im Spiegel sehe oder beim Tippen auf meinen Finger schaue – finde ich den Ring deutlich wertiger. Es funkelt und sieht edel aus. Was sagen andere? Werde ich auf den Ring angesprochen? Was denken andere, was ich da trage?
Während RingConn einige Fragen ausgelöst hat, ist das bei Ōura anders. Der Grund dürfte vielfältig sein, ich habe zwei Hauptgründe für mich ausgewählt. Erstens, sieht er wie ein normaler Ring aus, also warum fragen? Zweitens hat man mich bereits mit einem Smart Ring gesehen, also wo ist die Neuigkeit. Mir gefällt das Design am Finger sehr.
Aktivitäten
Sobald der Ring eine hohe Aktivität – was auch das immer heißen mag – erkennt, wird in der App ein Bereich mit einer Aktivität angezeigt. Eine automatische Zuweisung einer Tätigkeit ist direkt am Start. Meine erste Aktivität war ein Einkauf. Dieser wurde als Snowboarden erkannt – interessant.
Man kann diese bearbeiten (Dauer und Kategorie) oder auch verwerfen. Die Kategorien sind sehr vielfältig, so gibt es neben vielen Sportarten auch Hausarbeit, Musikinstrumente und Jagen. Wählt man „Andere“ aus, kann man einen Namen frei wählen.
Schlafen – Vergleich
Nur für euch habe ich mich in der ersten Nacht mit drei Trackern ausgestattet und bin zum Herr der Ringe geworden. Das Equipment: Apple Watch Ultra 2 (beim RingConn Test der Verlierer), RingConn 1. Generation und Ōura Ring 4. Wie schneiden die drei Kontrahenten ab?
Apple Watch Ultra | RingConn | Ōura | |
Score | – | 73 | 84 |
Schlafdauer | 7h 23 min | 6h 43 min | 7h 11 min |
Zeit im Bett | 8h 27 min | 8h 26 min | 8h 1 min |
Wach | 1h 4 min | 17 min | 50 min |
REM | 1h 59 min | 1h 50 min | 1h 59 min |
Leichter Schlaf | 4h 33 min | 2h 58 min | 3h 57 min |
Tiefer Schlaf | 51 min | 1h 55 min | 1h 16 min |
Beim RingConn Test empfand ich den Ring viel genauer als die Apple Watch, das hat sich nicht geändert. Meine Erwartung war, dass Ōura viel näher am RingConn ist, aber die Nähe ist stärker bei der Apple Watch. Die Nacht war keine gute Nacht und ich war gefühlt viel wach, die 17 Minuten wach vom RingConn wirken falsch.
Bei REM sind sich alle drei einig, aber der leichte Schlaf ist der große Unterschied. Fairerweise muss ich sagen, dass der RingConn einen neuen Platz einnehmen musste, sodass es zu Abweichungen kommen könnte. Und generell waren die vielen Ringe – meinen Ehering hatte ich auch noch am Finger – sicherlich kein einfaches Unterfangen.
Also habe ich recherchiert und das Ergebnis sagt: Der Oura Ring ist bei Schlafphasen genauer und der RingConn hat gerade bei REM- und Tiefenschlafphasen seine Probleme. Die genauen Zahlen sind aber – beim Thema Schlaftracking – nicht so relevant wie Erkenntnisse und Gefühle. (Es sei denn, wir befinden uns in einem Schlaflabor und wollen medizinische Daten erheben).
Wie haben sich die Werte angefühlt? Der RingConn hat eine für mich realistische Schlafdauer ausgespuckt (logisch, da ich diese Werte gewohnt war), aber bei der Wachphase war ich schockiert (ja ich weiß, dass sich manche Nächte schlafloser anfühlen, als sie sind).
Als ich dann in die Ōura App gesprungen bin, war ich überrascht: einen Schlafscore von 84 für die schlechte Nacht? Ansonsten wurde ich mit Daten erschlagen, später mehr dazu. Die Wachzeit entsprach mehr meinem Gefühl nach dem Aufwachen.
Zum Schluss habe ich wenig erwartet und in die Apple Health App geschaut. Natürlich habe ich mit der Apple Watch am längsten geschlafen. Abweichungen in allen Kategorien und kein Schlafscore zeigen mir: dafür ist sie nicht geeignet. Dafür gibt es Schlafapnoe-Erkennung und einen sanften Wecker – jeder hat seine Stärken.
Schlaf
Nachdem ich dem Ring einen Test im Vergleich zu anderen unterzogen habe, ist es nun Zeit, etwas auf die Funktionen einzugehen. Noch vor der Nacht habe ich eine Push-Benachrichtigung erhalten, dass ich mich langsam auf das Bett vorbereiten sollte. 21 Uhr habe ich die Benachrichtigung erhalten, plus den Vermerk, ich kenne deine normale Zeit bisher nicht.
Mit dem Klick auf die Benachrichtigung habe ich eine Information erhalten, warum Schlaf wichtig ist. Zum Start keine schlechte Idee, jede Nacht brauche ich diese Information, dann aber nicht mehr. Die Darstellung zum Schlaf ist gut, aber auch recht ausführlich, die Folge: Man verliert sich oder – noch viel schlimmer – nimmt dies einfach hin.
Eine kleine Erkenntnis habe ich aber mitgenommen: Die Schlafdauer ist mit zirka 7 Stunden auch okay, wenn man der Typ dafür ist. Das Hinterherjagen von einer Standardzahl, die für alle gut und richtig ist, macht ohnehin keinen Sinn, das ist bei dem super wichtigen Thema Schlaf nicht anders.
Daten
Da sich all die Health Tracker auf große Datenmengen beziehen und die Themen nicht nur Schlaf abdecken, habe ich mich für eine eigene Kategorie dazu entschieden. Also gehe ich hier auf alle Daten noch einmal – auch Schlaf. Vor allem stellt sich die Frage – neben der offensichtlichen, ob diese Daten korrekt sind – ob man sie auch versteht.
Viele Daten können nützlich, überwältigend oder nicht nachvollziehbar sein. Nach knapp 2 Tagen empfand ich vieles von diesen Dingen. Recht schnell habe ich gemerkt, dass Ōura sehr viele Daten sammelt und bereitstellt. Das ist aber zum einen für mich kaum etwas Neues (nicht jeder Kunde hatte vorher einen ähnlichen Tracker) und zum anderen sind es sehr viele Daten.
Wie sieht es mit der Nachvollziehbarkeit aus? Seit November nutze ich die App „Athlytic“, diese nimmt die Daten und verwandelt sie ähnlich wie WHOOP (ein anderer Tracker) in Handlungen. So wird empfohlen, wie viel Sport und welchen man machen sollte. Dazu kommt ein Energielevel, weitestgehend ein Akkustand für einen selbst. Diese Daten kommen von der Apple Watch und dem RingConn (jetzt Ōura).
Ein Beispiel nach zwei Nächten. Wie oben beschrieben war die erste Nacht schlecht, die zweite war hingegen ausgezeichnet und auch lang und erholsam. Also sagt Athlytic ich soll viel Sport am zweiten Tag machen und mein Akkustand ist hoch – sehr verständlich. Was macht Ōura? Meine Tagesform (der bisher einzige Wert, der da hereinpasst) sagt für beide Tage 89. Wie kann das sein? Kann man den Daten trauen, wenn der Wert so wenig nachvollziehbar ist?
Wie fühle ich mich? Eine Frage, die ich nach der Nacht und im Laufe des Tages mir stelle. RingConn und Athlytic lieferten meist eine recht genaue Antwort. Auch wenn es manchmal Abweichungen gab. Bei Ōura fühlte ich mich oft anders. Die verrückteste Auswertung hatte ich an einem Sonntag. Ōura war sich sicher: gute Nacht, gute Tagesform, und Athlytic sagte, ich wäre regeneriert und mein Akkustand ist sehr hoch, ich soll viel Sport machen. Aber der Witz: ich fühlte mich anders, schlapp.
Viele nützliche Statistiken benötigen aber Zeit. Teilweise benötigt Ōura bis zu zwei Wochen, also bin ich vielleicht zu voreilig. Mit den Tagen kamen mir aber diverse Zweifel. Mehr und mehr Daten stehen in einem zweifelhaften Kontext und wirken nicht konsistent. Kann man den Daten überhaupt trauen?
Rabbit Hole – Kaninchenbau, sprich viele Abzweigungen und man weiß nicht, wo man sich gerade befindet – beschreibt die Menge an Daten recht deutlich. Nach Wochen kommen neue Funktionen dazu, etwa der Chronotyp folgt nach mehr als 30 Nächten. Überall gibt es was zu entdecken, neue Daten, Darstellungen und Informationen. Man bekommt unglaublich viel geboten.
Wozu? Was habe ich davon? Man fühlt sich etwas überwältigt. Dabei sind manche Daten sehr versteckt und nicht so transparent, wie ich es gerne hätte. Insbesondere ist die Blutsauerstoffsättigung nie da, wo ich sie erwarte. Abhilfe könnte etwas wie eine KI bzw. ein modulares Design schaffen.
Die Startseite passt sich immer an die Tageszeit an. So ist die Tagesform und der Schlaf früh ganz oben, während der Schlaf im Laufe des Tages nach unten rutscht. Anpassungen erfolgen aber von der App. Keine Einstellung und kein Lernen, was ich wann wirklich benötige.
Auch nach mehreren Wochen habe ich noch keine klare Aussage über die Daten. Es ist in gewisser Hinsicht eine Datensammelkrake, ohne dass ich einen echten Mehrwert daraus generieren kann. Das klingt hart, aber so fühlt es sich vielfach an. Sehr schade, denn es steckt sehr viel Potenzial in solchen Gesundheitsdaten.
Akku
Das Thema, das mich zu einem neuen Ring getrieben hat, war der Akku. Und ich habe zu Beginn nur Gutes zu berichten. Die App informiert mich bei um die 22 % am Morgen, dass der Ring in zirka 20–24 Stunden keinen Akku mehr haben wird. Das hat bisher immer zuverlässig funktioniert.
Auch etwas später laden ist kein Problem (ich erinnere an: mehr als ein Tag Akku und nach 2h aus). Laden dauert knapp eine Stunde und der Akku hält in etwa 5–6 Tage. Das ist weniger als es der RingConn am Anfang konnte, aber was mich gestört hat, war die Verlässlichkeit, die fehlende Benachrichtigung und das „heimliche“ Verrecken. Sollte der Ōura Ring doch einmal verrecken, kann man den Schlaf hier sehr wohl anpassen.
Wichtig ist mir, dass man ein Wochenende ohne Ladegerät auskommen kann und das Wichtigste – der Schlaf – getrackt wird. Zum Start war RingConn auch gut, ja sogar besser, weil er mehr Ausdauer hatte. Auch der Ladepuck ist eigentlich schlechter. Er ist zwar klein, aber ein Kabel ist zwingend nötig. Die tolle Schatulle, die Monate ohne externen Strom auskommt, fehlt mir schon. Schon kurios, dass es von den Zahlen eigentlich ein Downgrade ist, aber man sich einfach mehr abgeholt fühlt.
Nutzung
Bei meinen Übungen im Fitnessstudio habe ich mich noch gefreut. Der Ring hat keinen Kontakt mit den Metallstangen, perfekt. Tja, am selben Tag habe ich einige Abnutzungen gesehen und mich geärgert. Daraus kann geschlossen werden: Pur sollte man den Ring nicht nutzen.
Also habe ich für euch auch Gummi-Überzieher probiert. Und habe ich mehr Schäden am Ring festgestellt? Soweit ich das beurteilen kann, sind keine weiteren Kratzer dazugekommen. Je nach Licht und Blickwinkel sieht man es kaum bis gar nicht, aber es kann passieren.
Sonst stört er gar nicht – was ich ja bereits von RingConn kannte. Wenn der Ring lädt, wundert man sich, dass etwas anders ist. Dass der Ring auch innen rund ist, ist sehr angenehm und sorgt auch für weniger „Probleme“ bzw. dass man den Ring etwas verklemmt.
Die Kerbe zum Ausrichten fand ich zuvor kurios, mittlerweile finde ich es ultra praktisch, so kann ich auch ohne Licht schauen, ob der Ring richtig ausgerichtet ist. Der Aufbau des Ringes ist im Dunklen übrigens ebenfalls praktisch, denn man sieht nur ein leichtes Schimmern. Bei RingConn war es schon deutlicher zu erkennen.
Abo
Abodienste lösen bei vielen Kunden (oder zumindest den lauten Kunden) immer Ekel aus. Aber mal Hand aufs Herz: Ist es fair, wenn man Hardware erwirbt, zu erwarten, dass Software dann immer kostenlos weiterentwickelt wird? Und ja, etwas Gratis-Zeit sollte bei einem Kauf inklusive sein. Bei Ōura ist es nur ein Monat. Ein Jahr würde ich fairer finden, gerade bei dem Preis.
Dieser Eindruck verstärkt sich mit der Zeit. Warum? Weil ich in dem Zeitraum mich, den Ring und die Daten erst kennenlerne. Funktionen kommen mit der Zeit, sie zu verstehen, anzuwenden und vor allem die Entwicklung kann ich in 30 Tagen nicht sehen. Der Chronotyp kommt zum Beispiel nach der Probezeit.
Aber wovon reden wir preislich? 5,99 EUR/Monat oder 69,99 EUR/Jahr sind die Angebote. Also bezahlt ihr 6 € (ja, man spart im Jahresabo nur knapp 2 €) für eure Gesundheit, das klingt fair – so verkauft es Ōura auch. 6 € dürfte die eigene Gesundheit einem doch wert sein, oder?
Und ja, der Vergleich zu Whoop ist riesig, denn hier bezahlt man 264 € (22 € pro Monat). ABER hier bezahlt man nichts für das Endgerät, also müsste die Ōura Rechnung eher so aussehen: 399 € für den günstigsten Ring plus 69,99 € für das erste Jahr macht 468,99 € (39 € im Monat). Sind diese Vergleiche unfair? Vielleicht, aber die Preisschraube bei beiden Anbietern ist schon wild.
Man kann Ōura Ringe auch ohne Abo nutzen, das sieht dann aber sehr spartanisch aus. Die Grundfunktionen sind lächerlich. Ein faireres Modell wäre angebracht. Meine Ideen: längeres Probeabo, günstigerer Ring oder mehr Funktionen für die Grundbedürfnisse.
Ach, wollt ihr vielleicht noch mehr für die Nutzung zahlen? Dann hat Ōura noch ein weiteres Angebot für alle Frauen: Natural Cycles. Der Spaß kostet 119,99 € im Jahr oder 16,99 € im Monat. Damit kann man seinen Zyklus überwachen und erfahren, ob man gerade fruchtbar ist – manche YouTube-Videos haben mich ungläubig zurückgelassen. Dort hörte ich, dass Frauen ungeschützten Geschlechtsverkehr an genau jenen Tagen haben, wo sie einen negativen Fruchtbarkeitsstatus haben – herzlichen Glückwunsch.
Um das Thema abzurunden, habe ich mich damals wegen des Preises gegen Ōura entschieden und jetzt wollte ich vor allem schauen, was ich für das Geld bekomme. Ein Jahr gebe ich mir und ich werde sicherlich mal ohne Abo einen Monat probieren. Eins ist Fakt: Das ist ein teurer Spaß.
Aber es gibt etwas, was ich schon in sehr kurzer Zeit sehe: Updates, Features und Weiterentwicklungen. Ständig gibt es neue Ankündigungen und das gibt es – egal, welchen Ring man hat – für alle. Das ist super, aber was sind das für Funktionen?
Advisor & Meals
KI – wie viele Apps bekommen AI/KI-Features in den vergangenen Wochen und Monaten? Sehr viele, und das ist bei Ōura nicht anders. Advisor ist ein Guide, der dich unterstützen soll, die vielen Daten zu interpretieren und dadurch Änderungen einzubauen. Das Ganze funktioniert wie ein Chat.
Man bekommt Antwortmöglichkeiten, kann aber auch selbst Text schreiben. Der Text ist sehr allgemein. Dann kommen Fragen, was man machen soll. Konkret habe ich nach meinem Tief gegen 16 Uhr gefragt. Die Antwort ist, dass es normal sei, ob ich laufe, gehe, Yoga oder Meditieren hilft. Meine Antwort: nein, weil unmotiviert. Und dann heißt es verständlich, aber was machst du? Was soll man dazu sagen?
Besonders interessant ist die Funktion Meals. Diese will mithilfe des Advisor und einem Bild des Essens ermitteln, was man zu sich nimmt. Sind die Daten verlässlich? Liefert das eine sinnvolle Ergänzung? Ich bezweifle es. Der Vergleich mit anderen Apps, die zum Beispiel den Barcode scannen, ist überraschend ähnlich, also vielleicht keine schlechte Option.
Beim Probieren der Meals Funktion habe ich aber den Vorteil an dieser Stelle und in der App gesehen. Man bekommt einen solchen Eindruck, wann man isst und was das mit den Daten verändert. Gerade wenn mehr und mehr über die App läuft, kann das einen Mehrwert liefern. Für mich ist es aber sehr aufwendig und Internet ist natürlich notwendig – jedes Mal.
Wenn ihr verzweifelt nach den Funktionen sucht, muss ich (vielleicht) enttäuschen. Beides steht euch nur zur Verfügung, wenn ihr die App auf Englisch umstellt. Andere Sprachen sind aktuell nicht verfügbar. Der Wechsel ist einfach, schnell gemacht und somit kann man es mal probieren.
Krankheit
Was mache ich nicht alles für euch? Gezielt, um den Test noch besser zu machen, habe ich eine Krankheit eingefangen – keine Angst, ich war auf keiner Corona-Party oder Ähnliches, es ist nur dumm gelaufen. Meine Hoffnung ist, dass der Ring mich „warnt“, dass eine Krankheit sich anbahnt und ich ruhiger machen soll. Das war nicht der Fall.
Der Verlauf sah wie folgt aus: Samstag hatte ich Halsschmerzen, Sonntag war es besser, aber noch vorhanden und am Montag war es immer noch unangenehm. Erst am Montag sagte mir die App, dass ich leichte Anzeichen einer Erkrankung habe. Direkt mit einer sehr sinnvollen Funktion. Der Ruhemodus.
Dieser Ruhemodus ist eine Funktion, die schon ewig bei Apple für die Watch gefordert wurde. Ein Ruhemodus setzt die Ziele auf 0 und ein Lauf kann dennoch fortgesetzt werden. Also, wenn ich diesen aktiviere, heißt es nur noch ruhe dich aus. Gönn deinem Körper eine Pause. Das ist richtig und wichtig.
Am Dienstag fühlte ich mich sogar noch ein wenig schlechter. Kopfschmerzen und etwas Fieber (gefühlt und ich möchte keinen Exkurs darüber führen, wie falsch Fieber oft verwendet wird, es geht hier um das gefühlte Krankheitsbild zum besseren Verständnis). Die Ōura App hatte im Symptommelder hingegen gesagt, dass es keine Anzeichen für eine Krankheit gibt.
Was heißt das jetzt? Der Ring geht zu spät in die Krankheit und zu früh raus. Das kann „gefährlich“ sein, weil man im Zweifel zu lange oder zu früh wieder in die Belastung geht. Interessant: Der Ruhemodus ist über den Tageswechsel geblieben, diesen muss man manuell entfernen.
Am Donnerstag ist dann der Ring sogar der Meinung, starke Anzeichen zu erkennen, mit erhöhter Temperatur. Dass es sich zuvor ebenfalls um Krankheit gehandelt hat, ist klar, aber der Tag fühlte sich nach dem Aufstehen tatsächlich am schlimmsten an.
Auch hier ist das Fazit gemischt. Ich hätte es besser gefunden, wenn der Ring sogar schon eher Veränderungen wahrnimmt und mich da in den Ruhemodus schickt. Der Rest ist aber gelungen und gefällt mir gut. Auch das Arbeiten mit Tags wie Krankheit, Erkältung oder Ähnliches ist möglich und bleibt erst einmal am Tag kleben.
Kleinigkeiten
Kleine Experimente können helfen. An einem kleinen Experiment zum Thema Koffeinkonsum habe ich teilgenommen. Jeden Morgen wurde ich gefragt, ob ich 6 Stunden vor dem Schlaf Koffein zu mir genommen hatte. Nach 14 Tagen habe ich dann eine Auswertung bekommen. Um ehrlich zu sein, sah mein Ergebnis an allen Tagen recht ähnlich aus.
Aber das sah Ōura anders. Und zwar so: „In Nächten, in denen du auf spätes Koffein verzichtet hast, lag deine durchschnittliche Erholsamkeit 6 % höher als dein Basiswert.“ Das klingt gut und zeigt: weniger späten Kaffee. Solche Experimente könnte ich mir öfter vorstellen.
Das kardiovaskuläre Alter verhält sich bei mir eher ungünstig. Man benötigt Daten, um dieses einzuschätzen, nach knapp 2 Wochen hieß es, mein Herz (grobe Umschreibung) wäre 5,5 Jahre jünger als ich. Mittlerweile ist es bei 2 Jahren – was gut ist, aber es wirkt so, als würde ich älter werden. Fühlt sich zu Beginn eher unschön an.
Nach mehr als einem Monat habe ich die letzte neue Funktion erhalten: Chronotyp. Dieser gibt einen Richtwert, wann du schläfst und wann du unter anderem Sport machen solltest. Ich bin ein „leichter Frühtyp“. Der Text beschreibt mich einigermaßen gut, nur der Beginn eines Satzes passt nicht: „Du gehst abends gerne früh ins Bett …“ – das stimmt nicht, oder ist 23 Uhr früh?
Interessant daran ist die Empfehlung, dass ich Sport eher am späten Vormittag machen sollte. Das werde ich mal probieren, da ich zwischen 15 und 17 Uhr oft in ein Loch falle. Hat es funktioniert? Leider kann ich das bisher nicht sagen. Mein Testzeitraum für diese Neuausrichtung der sportlichen Aktivität lag genau in meiner Krankheit. Dass aber solche Empfehlungen zum Probieren einladen, gefällt mir, unabhängig vom Ergebnis.
Mein Senf
Nach meinem Wechsel hat meine Frau mit dem RingConn (der nicht passt und zu groß ist) experimentiert. Nach knapp einem Monat hatte sie auch die Schnauze voll. Immer wieder ist der Ring ohne Meldung verreckt. Toll. Der Abschied fiel mir nicht schwer.
Ōura sorgt dafür, dass ich mir manchmal mehr und manchmal weniger anschaue. In die große Schlafanalyse (da hatte ich den höchsten Bedarf) gehe ich nicht, der Schlafscore und der damit verbundene Tageswert interessieren mich immer. Der Ring ist in meinen Augen am Finger auch sehr viel hübscher – witzigerweise wurde ich nicht mehr angesprochen, wahrscheinlich weil er so normal aussieht.
Die App ist nicht wirklich hübsch, der Akku ist okay (stört mich nicht, mehr wäre die Laufzeit aber nett), es gibt keine coole Ladeschatulle und das Preismodell ist in meinen Augen weiterhin überzogen. Diese Punkte haben mich damals abgeschreckt und sind auch weiterhin Punkte, die es mir schwer machen, einen Ōura Ring zu empfehlen.
Allerdings liefert der Ring deutlich besser ab, und der Support – auch wenn mittlerweile eine KI antwortet – antwortet schnell und passgenau (nicht wie bei RingConn: Melde dich beim App-Team). Auch die Weiterentwicklung ist sehr hoch.
Anstatt alles zu loben und begeistert zu sein, wie es bei RingConn war, bin ich jetzt verhalten. Ich bin zufrieden mit dem Gebotenen und bin mit mir im Reinen. Hätte ich gerne eine andere, einfachere und günstigere Alternative? Natürlich! Bei Ōura fühle ich mich tatsächlich aktuell – trotz der genannten Kritik – sehr wohl.