Immer wieder gibt es ein Thema, über das man immer Reden kann – wovon aber die wenigsten wirklich Ahnung haben. Nein, die Rede ist nicht vom Wetter (auch wenn das sicherlich auch richtig wäre), sondern vom Datenschutz.
Wie viele Privatpersonen haben sich Gedanken um ihre Daten gemacht, bevor Edward Snowden seine Enthüllung öffentlich gemacht hat? Und wie viele sind es seit her? Bei beiden kann man wohl nur sagen, viel zu wenige!
Aktueller Auslöser der Debatte ist das “Ausspionieren der eigenen Kunden” in Windows 10, was da dran ist findet ihr hier. In diesem Beitrag geht es aber um meine Meinung zum Thema Daten und Datenschutz, sind wir zu paranoid oder viel zu fahrlässig.
»Wer die Freiheit aufgibt, um eine vorübergehende Sicherheit zu gewinnen, verdient weder Freiheit noch Sicherheit.«
Benjamin Franklin
2 Arten
Es gibt 2 verschiedene extreme Arten an Menschen, wenn es um das Thema Datenschutz geht.
Variante 1: Ich habe nichts zu verbergen. Oh je, das Thema Datenschutz verstehen diese Personen überhaupt nicht. Was man mit den eigenen Daten anstellen kann, hat nichts mit verbergen zu tun. Die Zukunft wird Möglichkeiten bieten, die sich auf solche Daten verlassen. Einreise in ein bestimmtes Land wird untersagt wegen einem Tweet. Einbruch wegen Foursquare Post. Einstellung wird bei einem potentiellen Arbeitgeber abgelehnt, weil man als Jugendlicher in einem Forum über einen Mitschüler gelästert hat. Die Liste der potenziellen Probleme ist riesig.
Variante 2: PANIK! Ich schütze alles Mehrfach. Wie bei allen extremen ist das nicht zwangsläufig der beste Weg. Klar bei dieser Variante ist das Verständnis für die Notwendigkeit von Datenschutz vorhanden, aber diese Panik kann nur einen Schluss zu lassen: Offline leben. Nichts und Niemand kann dir Garantieren das deine Daten abgesaugt werden. Ob nun von dem Softwarehersteller bewusst, um Werbung gezielt einzuschalten, ob von Geheimdiensten die erst mal alles ziehen was sie können – vor allem weil sie ein Recht darauf haben (Patriot Act und so), oder weil sich Dritte Zugang verschaffen, weil sie es können oder dir bewusst Schaden zufügen wollen.
»Der Vorwurf der vermeintlichen Totalausspähung in Deutschland ist nach den Angaben der NSA, des britischen Dienstes und unserer Nachrichtendienste vom Tisch. Es gibt in Deutschland keine millionfache Grundrechtsverletzung.«
Ronald Pofalla
Warum sammeln Firmen überhaupt Daten?
In erster Linie um Geld zu verdienen. Deine Daten sind den meisten Firmen Scheißegal, es geht nur um den Schnöden Zaster. Bessere Werbung sorgt für mehr Klicks. Menschen sind komplex und nicht alle haben nur ein Hobby, also heißt es sammeln und sammeln, damit die Werbung besser wird. Haben wir doch auch was von, oder? Prinzipiell ist Werbung ja nicht per se etwas schlechtes. Bei der riesigen Auswahl an Produkten, fällt es schwer die Übersicht zu behalten, Werbung hilft uns – oder verleitet uns – eine Kaufentscheidung zu fällen. Aber dafür die eigenen Daten “ausliefern” ist nicht die Lösung, oder zumindest nicht so, dass ich nicht weiß was mit meinen Daten passiert. Selbst wenn der Sammler kein Interesse daran hat, wenn die Server – wo sich die Daten befinden – nicht sicher ist, sind die Daten schnell abgesaugt.
Bereitschaft Daten abzugeben
Sind wir nicht selbst viel zu fahrlässig? Auf jeden Fall. Facebook weiß über manche Menschen mehr, als die eignen Eltern (die persönlichen Chats mal ausgeklammert). Die Datenschutz Einstellungen bei Facebook werden nicht geprüft, alle Daten sind für alle sichtbar. Jedes Feiergelage wird gepostet und jeder Ort wo man sich aufhält wird dokumentiert. Fotos von Essen – mit einen Haufen an Metadaten (Datum, Uhrzeit, Kamera, Position usw.) – werden geteilt.
Oder das Beispiel Payback. Es soll Leute geben die diesen Dienst nutzen. Was will der Dienst? Meine Daten, er will Wissen was ich kaufe, wann ich was kaufe, wo ich was kaufe und zu welchem Preis ich was kaufe. Als Gegenleistung für die komplette Überwachung bekomme ich Punkte, die ich dann in zwei Jahren in eine Pfanne einlösen kann, Schöne Neue Welt!
»Wenn Sie in der Öffentlichkeit sind, müssen Sie damit rechnen, dass Sie beobachtet werden.«
Wolfgang Schäuble
Wo geht der Weg hin?
Der Weg geht immer weiter weg vom Datenschutz. Neue Konzepte werden evaluiert, zum Beispiel in Supermärkten. Eine eventuelle Zukunft ermittelt via Smartphone des Kunden, welcher Preis der Richtige ist. Nach dem Motto wer ein teures Smartphone hat, hat mehr Geld und gibt dieses gerne aus. Habe ich ein iPhone 6, dann kostet mich der Liter Milch zum Beispiel 80 Cent, habe ich aber ein Samsung Galaxy S II kostet mich der gleiche Liter Milch nur 40 Cent.
Eine andere Zukunft, benötigt sehr viel mehr Daten. Der Kunde muss quasi sein gesamtes Kaufverhalten offen darlegen. Für welchen Preis ist der Kunde bereit ein Produkt zu kaufen, oder kauft der Kunde das Produkt immer, egal zu welchem Preis. Zum Beispiel kauft Kunde A jeden Mittwoch eine Cola, der Preis scheint keine Rolle zu spielen, also zahlt er an der Kasse für die Cola 1 € (ohne Pfand 😉 ). Kunde B kauft Cola nur wenn sie im Angebot ist. Also wird ihm eine Cola zum günstigen Preis von 60 Cent angeboten. Was ist die Folge? Der Verkäufer kann viel besser erahnen was jeder Kunde bereit ist zu zahlen, Kunde A bezahlt im Zweifel 20 Cent pro Flasche mehr und Kunde B kauft, obwohl er eigentlich gar keine Cola benötigt. Auch der Kunde hat Vorteile von diesem Konzept, aber in erster Linie, schwebt der Datenschutz über allem.
Aus Marktwirtschaftlicher Sicht ist das Zweite Konzept ein Traum. Die Ermittlung des Preises kann pro Person getrennt erfolgen, nicht wie bisher auf Basis von Nachfrage und Angebot gesamtheitlich. Aber aus Kundensicht ist die Frage: Was können Folgen sein? Die einfache Antwort ist: ich kaufe Sachen die ich gar nicht brauche. Das mag stimmen, aber die wichtigste und kritischste Folge ist, das dem Kunden zum einen die Kontrolle über seine Daten verloren geht, als auch die Daten als solches. Was können Dritte mit deinen Daten alles anfangen? Das geht über das eigene Verständnis hinaus, die Folgen sind nur zu Erahnen. Dating Profile enthalten zukünftig das Kaufverhalten, mein Arbeitgeber entlässt mich weil ich bei der Konkurrenz eingekauft habe. Oder, oder, oder…
Nutzung von Gadgets
Wie mein Blog vielleicht verrät, ich liebe Technik. Ich finde es toll zu tüfteln und Dinge zu testen (die Berufswahl perfekt gewählt 🙂 ). Wenn ich ein neues Gadget oder einen neuen Dienst entdecke, schwebt aber leider der Datenschutz mit. Beispiel: IFTTT (If This Then That). Wer den Dienst nicht kennt, es handelt sich dabei um eine Abfolge Logik über mehrere Accounts hinweg. Zum Beispiel: Wenn mein Jawbone Up mich weckt, geht der Wecker an und eine Playlist wird gestartet, eine LED Lampe geht an und ein Tweet “Hallo Welt” wird abgesetzt. Klingt schon mal nicht schlecht (es gibt auch andere vielleicht bessere Beispiele 🙂 ), aber ich habe mich (aktuell) dagegen entschieden, den Dienst zu verwenden. Warum? Der Dienst will Zugriff auf meine Account, macht ja auch Sinn, wie soll er sonst einen Tweet absetzten. Aber will ich das? Will ich das ein Account Zugriff auf Emailpostfächer, Sozialmediaaccounts und noch viel mehr hat? Diese Frage geistern bei jedem neuen Gadget oder Dienst – zumindest mir – durch den Kopf.
Was soll man tun?
Man kann es nicht verhindern das Unternehmen Datensammeln. Ich wüsste zumindest keinen gescheiten Weg, selbst mit dem “Offline leben” gibt es genügend Datenbanken wo dein Name auftauchen wird. Aber man kann bewusster Entscheiden was man tut. Viele Dienste bieten – zumindest – rudimentäre Datenschutz Methoden, der Zugang durch Dritte kann aber durch schlechte Programmierung oder blinde Sammelwut diverser Geheimdienste trotzdem erfolgen.
Benutze Europäische oder im besten Fall deutsche Dienste, weil in den Regionen besondere Datenschutzrichtlinien existieren. Und es gibt auch keine Pflicht der Firmen, Daten an Geheimdienste auszuliefern, wie in den USA (ob sie es trotzdem machen (bewusst oder unbewusst) ist ein ganz anderes Thema).
Deshalb mach dir bewusst was du postest, was du schreibst, wo du was machst. Gib deine Daten nur raus wenn es Sinn macht und Informiere dich was mit deinen Daten passiert. Und jetzt der klügste Spruch: Vertraue niemanden 🙂
[SENF]: Eine Kategorie um meine persönliche Meinung oder Eindruck zu aktuellen Themen kund zu tun.
2 Gedanken zu “[SENF] Datenschutz verstehen”
Was mich immer nervt, wenn ich mit anderen Leuten über das Thema rede: Alle denken nur dran, was mit den eigenen Daten passieren könnte.
Sehr richtig wie ich finde schreibst du: Die persönlichen Daten interessieren die Firmen einen Dreck.
Die größte Gefahr meiner Meinung nach geht davon aus, dass die Konsumenten in Interessengruppen geclustert werden und man sehr viel gezielter durch Werbung manipuliert werden kann. Das sorgt für weniger Individualität.
Google ich dann als sportinteressierter nach Ägypten bekomme ich nur Infos und Werbung zum Kitesurfen und nicht zu Pyramiden, was wiederum meinen Horizont beschränkt!
Oh ja, da gibt es so viele – unabsehbaren – Folgen. Man will eigentlich gar nicht darüber nachdenken. Wie man manipuliert werden könnte und teilweise schon wird. Freidenken ist nicht unbedingt gern gesehen.