Wenn man von dem besten Comic spricht, oder zumindest von den besten Comics, wird immer wieder Watchmen genannt. 436 Seiten umfasst die Standardversion. Mit dieser Last musste sich der Comic mir beweisen. Konnte der Comic diesen Druck gerecht werden? Ist es einer der besten Comics?
Allgemein
Wie schon in der Einleitung geschrieben ist Watchmen fett. Ein Comic was einen einige Tage beschäftigt. Dabei erhalten wir pro Kapitel einen Comic und dann einen Auszug aus einem Buch oder aus einer Zeitung (jeweils fiktiv versteht sich). Also tatsächlich 2-3 Seiten nur Text (ja da sind ein paar Bilder, aber eher wie in einer Zeitung oder Fotoalbum). Das ist ungewöhnlich und damit kann Watchmen erst einmal – bei mir – punkten.
Bei der Version und den Editionen muss man sich mal umschauen. In deutscher Sprache gibt es aktuell nur einen. Immer wieder kommen auch Hardcover Varianten, oder in Englisch gibt es einiges an Bonus Material. Gerade dank dem DC Rebirth Event, kann ich mir diverse Watchmen Versionen vorstellen. Wegen dem Seitenweisen Text, habe ich mich für die deutsche Version entschieden. Obwohl ich Hardcover für so einen Schinken besser finde.
Der Plot
Wir haben es mit Watchmen mit einen unglaublich intensiven Comic zu tun. Wenn ihr den Comic noch nicht gelesen habt, und es noch vorhat, vorab meine Empfehlung: überspringt den Plot Teil, denn es ist eine sehr gute und intensive Ersterfahrung.
Ein Mord ist in New York geschehen. Eddie Blake – der auch als Comedian bekannt ist -wurde ermordet. Das ruft Rohrschach – einen anderen maskierten Helden – auf den Plan. So informiert er seine Superhelden Freunde und spricht von einem Maskenmörder der umher geht.
Bei der Beerdigung kommen die Nachfolger und die Minutemen zusammen. Der Begriff Watchmen ist nicht vertreten. Immer wieder gibt es Rückblende über die Entstehung der Superhelden Gruppe und was alles vorgefallen ist. Rohrschach sucht weiter nach dem Maskenmörder.
Immer wieder wird der Comic von einem Kiosk Besitzer und einem Jungen unterbrochen. Diese Szenen dienen zur Einordnung wie sich die Welt aktuell fühlt. Denn es steht ein Atomschlag bevor. Die Menschen haben Angst. Dr. Manhattan – ein Übermächtiges Wesen – wird bei einer TV-Sendung denunziert und so verschwindet er auf den Mars. Wieder ein Beweis für Rohrschach das ein Maskenmörder unterwegs ist, denn ohne Dr. Manhattan hat er freie Hand.
Rohrschach gerät in einen Hinterhalt und wird gefangen genommen. Wichtiger Hintergrund: die meisten Superhelden sind im Ruhestand, weil eine Maske tragen mittlerweile illegal ist. Im Gefängnis erfahren wir mehr über Walter Kovacs der hinter Rohrschach steckt. Auch wo seine Maske herkommt und der Leser merkt wie schlecht er ohne Maske spricht.
Laurie – die ehemalige Silk Spectre – hat sich von Dr. Manhattan getrennt und sucht Kontakt zu ihrem alten Gefährten Daniel Dreiberg (alias Nite Owl). Sie reden über die Ereignisse und kommen sich näher. In der Folge beschließen sie Rohrschach zu befreien. Es gelingt ihnen und bei Dan treffen sie auf Dr. Manhattan. Da er die Vergangenheit, Gegenwart und die Zukunft sehen kann, weiß er auch das Laurie ihn Betrogen hat.
Er nimmt sie mit auf den Mars und erzählt ihr das es einen Atomschlag geben wird. Dabei bleibt er wie immer Gefühlskalt. Rohrschach und Nite Owl finden heraus das an der Antarktis etwas ist und reisen dahin. Dort kommt es zum finalen Showdown.
Das Ende kommt und hält einen unglaublich intensiven Moment bereit, als bitte nur lesen, wenn ihr Watchmen schon gelesen habt:
Adrian Alexander Veidt, der klügste Mensch der Welt, und ebenfalls Superheld (Ozymandias), hat Millionen von New Yorkern umgebracht. Die Gruppe will ihn dafür stellen und ihn ausliefern. Dr. Manhattan ist lange der gleichen Meinung bis er sieht, was die Folge und die Intention war. Ozymandias hat diese Menschen nicht aus bösen Absichten getötet, sondern um den Weltfrieden zu erschaffen. Das scheint ihm sogar zu gelingen.
Hintergründe
Watchmen hat nicht nur eine tolle Geschichte, sondern auch voll von versteckte Details, die man beim ersten Mal lesen gar nicht wahrnimmt. Auch hier die Empfehlung: erst den Comic lesen, dann diesen Punkt.
Jedes Kapitel beginnt mit einer Uhr. Diese Uhr ist sowohl im Namen “Watch” enthalten, als auch in den Panels. Diese Uhr ist gleichzusetzen mit einer Uhr aus der Zeitschrift “Bulletin of Atomic Scientists”. Diese zeigt an wie nah ein Atomschlag ist. Deswegen wandern die Zeiger pro Kapitel weiter. Jede Uhr in dem Comic zeigt die Uhrzeit des Kapitels an.
Nicht alles in dem Comic entspricht der “echten” Welt von damals. Dr. Manhattans und Adrian Veidts Einfluss ist groß genug, das die Menschheit schon weiter ist, als sie es zu der Zeit in der Realität war. Aber auch Richard Nixon ist noch im Amt. Er kandidiert sogar schon zum dritten Mal. Ein indisches Fast-Food-Kette ist der größte Anbieter. Und auch Superhelden Comics sind nicht von Nöten, da es so viele echten Helden gibt, gibt es “nur” Piratencomics.
Die Verwebung des Piratencomics mit der Watchmen Welt, dient ebenfalls als Brücke, um die Ereignisse besser zu verstehen.
In Kapitel 6 haben wir einen kleinen Moment von: bitte was? Denn hier erzählt Rohrschach von einem Mord den 30 Augenzeugen mehr als 35 Minuten mit angesehen haben. Zuvor hat der Täter, das Opfer sogar noch vergewaltigt. Diese Geschichte ist tatsächlich im März 1964 in New York geschehen.
In Kapitel 8 sehen wir eine übliche Halloween Situation die aber Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zeigt. So ist das Kind links mit Maske und Cape die Vergangenheit. In der Mitte trägt das Kind ein Kostüm eines Geistes, ähnlich wie Rohrschach, von dem die Geheimidentität nicht klar war. Und rechts sehen wir einen jungen im Piratenkostüm, welches die geistige Reise von Veidt darstellen soll.
Im letzten Kapitel bekommen wir auch die Gleichsetzung von Veidt und dem Seemann aus dem Piratencomic geboten. Denn dieser hatte mit einer eingebildeten Gefahr, seinen Verstand verloren.
Mein Comic Senf
Eine Bewertung des Comics ist zum einen schwer und auf der anderen Seite sehr einfach. Denn kurzum, der Comic ist ein Meisterwerk und dementsprechend fällt es leicht ihn positiv zu bewerten. Schwer fällt die Bewertung nur weil er so viel mehr bietet als in so einen Blogpost passt. Es gibt zu viele Dinge die man nicht sieht. Das Ende hat mich mit offenen Mund zurück gelassen. Ich musste es erst einmal sacken lassen. Es hat mich noch Minuten später beschäftigt.
Die zusätzlichen Informationen am Ende haben mir geholfen um noch mehr über die Hintergründe zu verstehen. Vieles wird nicht direkt gezeigt bzw. erwähnt und kann man nur aus dem Kontext lesen.
Mehrere Male habe ich gesagt, das der Comic – wenn Comics nicht so ein schlechtes Image hätte – einen Literaturnobelpreis verdient hätte. Von Erzählerischen gibt es nichts auszusetzen, auch die Zeitungs-/Bücher-/Tagebuch-Auszüge sind informativ und geben einen guten Einblick.
Von den Zeichnungen kann man aus heutiger Sicht sagen sie sind okay. Die Farbgebung ist teilweise stark und insgesamt ein besserer Stil. Aber auch keine Granate. Das muss er auch nicht sein.
Abschließend kann ich nur JEDEN, wirklich jeden, diesen Band ans Herz legen. Wer ihn nicht gelesen hat, hat wirklich etwas verpasst!
Erscheinungsdatum: 28.02.2008
Erscheinungsdatum (Original): 1986/87
Format: Softcover
Seiten: 436
Autoren: Alan Moore
Zeichner: Dave Gibbons
Stories: Watchmen
Meine Wertung:
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