[Test] Surface Pro 3

Microsoft und Hardware? Das passt hinten und vorne nicht. Das konnten sie nie und werden sie nie können! So oder so ähnlich empfand ich Microsoft als sie 2001 die XBox rausbrachten. Auch Jahre später war ich keiner anderen Meinung. Später arbeitete Microsoft mit Toshiba an dem DVD Nachfolger HD DVD. Ein Flop. Für mich keine Überraschung. Denn Microsoft kann keine Hardware (über die Qualität von Toshiba ganz zu schweigen). Meine erste Microsoft Hardware die mich überzeugte, waren Mäuse. Die waren überraschend gut und ziemlich günstig. Aber Microsoft und Hardware? Das kann einfach nicht funktionieren.

Als Microsoft das erste Surface – und nein nicht der Tisch sondern wirklich das Surface PRO und das Surface RT – vorstellte, war ich überrascht. Gutes Konzept, schickes Design. Das Ganze sah sogar praktisch aus. Leider stellte sich das RT Betriebssystem als ziemlicher Unsinn heraus. Was alles Unsinn ist will ich hier nicht ausbreiten.
Sowohl das Erste als auch das Zweite Surface hatten Probleme. Zu schwer und zu dick. Für manche sogar auch noch zu teuer. Das Surface 2 (quasi das RT Tablet Nummer zwei) war optisch schon ziemlich gut, leichter und nicht mehr so dick. Aber leider mit dem falschen Betriebssystem. Dann folgte das Surface Pro 3. Ich war nun wirklich interessiert. Und die Folge meines Interesses, könnt ihr nun in folgendem Test lesen.

Design

Microsoft hat in erster Linie ein Tablet entworfen. Auf dem ersten Blick (von vorne) sieht man ein Rechteckiges Gerät mit einem ziemlich Dicken Bezel (Rand). Oben zentriert befindet sich eine Kamera. Rechts der Windows Button, anstatt wie bei den Vorgängern unten. An den Seiten die Lautsprecher. Unten ist ein großer Anschluss, was das wohl ist? Dort kann man die Tastatur anschließen (auch alte, diese sind aber zu klein um das gesamte Display zu schützen). Wer auf die Seite schaut wird erst einmal was ungewöhnliches vorfinden, einen Lüfter. Was ein Lüfter in einem Tablet? Entweder schlecht designed oder ein Gerät mit einer Wahnsinnsleistung. Aber gehen wir erst mal weiter ums Gerät. Links befindet sich eine Lautstärke Wippe, oben der Powerbutton und eine Leiste in der die Funkmodelle ihr Zuhause finden (aber kein 3G, LTE oder ähnliches). Rechts gibt es einen Mini-Displayport, einen vollwertigen USB 3.0 Schacht und einen Anschluss für das Ladekabel. Auf der Rückseite befindet sich – wie vorne – eine Kamera. Und ein Surface Schriftzug ist am unteren Rand angebracht. Fertig oder? Nein, man kann einen sogenannten Kickstand vom Gerät abklappen. Und das geht in zig verschiedenen Winkeln. Darunter gibt es auch noch einen Micro-SD-Karten Schacht.
Das Gehäuse ist aus einer Magnesium Legierung. Zum einen weich, aber auf der anderen Seite stabil genug um Stürze abzufedern.

Ausstattung

Microsoft bietet das Gerät in mehreren Ausstattungsvarianten an. Zum einen besteht die Wahl zwischen einem Intel i3, i5 oder i7 Prozessor. Dazu kann man Arbeitsspeicher bzw. Festplattenspeicher, je nach Prozessor auswählen. Mein Modell besitzt einen i5 Prozessor, mit 8 GB Arbeitsspeicher und 256 GB SSD Festplattenspeicher. Ist weniger mehr? Ich denke mit dem i3 wird man wohl nicht wirklich seine Freude haben und die kleinere i5 Version ist nur für die ganz Sparsamen ausreichend. Der i7 hingegen ist ein Prozessor der einen Mehrwert bietet wenn man Filme rendert und viele Grafiken bearbeitet, sonst ist der Preisunterschied im Verhältnis zum Ertrag eher gering. Auch wenn das am Ende jeder für sich selbst wissen muss. Fakt ist die Ausstattung und die Wahl, welches Surface für den Kunden die Richtige ist, ist ein absoluter Pluspunkt.

Geschwindigkeit

Fangen wir mit dem Bereich an, der als erstes ins Gewicht fällt: Bootgeschwindigkeit. Ob das Surface aus ist, im Ruhezustand oder im “tiefen” Energiesparmodus, das Surface ist ziemlich schnell – Schätzung: 10-30 Sekunden – hochgefahren und einsatzfähig. Man gewöhnt sich aber auch schnell an die Geschwindigkeit, denn es kommt einem immer länger vor, obwohl es immer noch gleich lange dauert. Wie schon erwähnt, wichtig ist das man sobald der Login Screen zu sehen ist, direkt anfangen kann zu arbeiten. Danach wird nicht Stundenlang etwas geladen, wie bei älteren Notebooks üblich.
Die Arbeitsgeschwindigkeit ist auch unglaublich schnell. Wenn irgendwas mal hängt und lange lädt, liegt es meist an dem Programm selber, das Surface hatte so gut wie nie Aussetzer. Bluescreens hatte ich bisher in etwa 3-4. Diese waren alle unter Windows 8 und waren zum einen bei einer VPN Verbindung die verloren ging. Da Vermute ich ein Problem aus der Verbindung VPN Software und Windows. Und zum anderen beim Trennen eines USB-Sticks der eine geschützte Partition hatte, dies passierte nur, wenn noch auf den geschützten Bereich zugegriffen wurde. Alles in allem, sehr solide.

Display / Format

Beim Displayformat hat Microsoft eine ungewöhnliches Format gewählt. Die meisten Tablets (aber auch Notebooks) haben eine Auflösung von 16:9 oder 16:10. Manch andere haben eine Auflösung von 4:3. Das Surface hat eine Auflösung von 3:2 mit 2160 x 1440 Bildpunkten. Nachteile dieses Format ist das jeder Film schwarze Balken hat, egal ob der Film im 4:3, 16:9 oder 16:10 Format ist. Vorteil ist hingegen das es nahezu Identisch mit einem DIN-A4 Blatt ist. Zum Vergleich: DIN-A4: 210 mm × 297 mm Surface: 201,4 mm x 292 mm. Die Wahrnehmung dürft so oft sein, schicker A4 Block :).
Aber dieses Format hat auch andere Vorteile. Wenn man mit dem Stift schreibt hat man ein ziemlich breiten Bereich zum Schreiben. Und zum anderen kann man PDFs oder ähnliches im Hochkant-Format fast 1zu1 lesen wie es gedruckt aussehen würde.
Die hohe Auflösung ist unter Windows – leider auch unter Windows 10 – noch ein Problem. Am Gerät selber hält es sich in Grenzen. Aber wehe man nimmt ein “altes” Programm oder einen Monitor der eine schlechtere Auflösung hat. Ein “altes” Programm kann einfach nicht für die hohe Auflösung ausgelegt sein, z.B.: Adobe Photoshop CS2. Alle Elemente sind extrem klein und selbst mit Stift kaum treffbar. Das andere Problem ist unter Windows 8 (und älter) noch schlimmer. Ich habe einen Full-HD Monitor. Der einer größere Bildschirmdiagonale hat als das Surface. Wenn ich ein Fenster vom Surface auf den Monitor ziehe ist das Fenster für den Monitor zu groß, das ist Verkraftbar. Aber da das Surface eine Vergrößerung von 150% braucht (auf 100% ist alles zu klein, auf 200% ist alles zu groß und zu verpixelt), sieht alles auf dem externen Monitor zu klein aus. In Windows 10, kann man pro Monitor diese Vergrößerung festlegen. Die Folge ist das der Unterschied nicht mehr so gras ist, aber immer noch vorhanden. Empfehlung: Lieber einen 4K Monitor kaufen, auch wenn diese deutlich teurer sind.

Stift

Bei den Vorgängern wurde ein Digitizer von Wacom eingesetzt. Der Vorteil gegenüber der aktuellen Technik ist das keine Batterien nötig sind und der Stift sich quasi vom Display auflädt. Mehr Druckpunkte wurden erkannt. Und trotzdem ist der neue Stift deutlich besser. Warum? Erst einmal die Verarbeitung. Der neue Stift ist Hochwertig verarbeitet, das man sowohl am Gewicht als auch am verwendeten Material merkt. Man will beinah mit dem Stift auch auf Papier schreiben. Des Weiteren ist der Stift viel genauer. Am Displayrand stieg sein Vorgänger regelmäßig aus, der neue Stift kann bis zum Rand ohne große Abweichung verwendet werden. Auch die Bauhöhe des Tablet ist geringer, weil weniger Schichten übereinander eingebaut wurden. Aber einer der größten Vorteil sind die Funktionen. Zum einen gibt es zwei Tasten am unteren Ende des Stiftes. In den meisten Anwendungen können diese Buttons als Rechtsklick, Radiergummi oder Lasso verwendet werden (hängt von der Anwendung ab). Der obere Lila Knopf hat zwei Funktionen. Ein Klick öffnet OneNote (selbst wenn das Display aus ist), ein Doppelklick fertigt einen Screenshot an, bzw. man kann danach den Bereich auswählen der Fotografiert werden soll.
Mittlerweile gibt es den Stift auch in komplett rot, blau oder schwarz.

TypeCover

Auch wenn auf allen Bildern die Tastatur abgebildet ist, so muss man diese für knapp 120 € – 150 € dazu kaufen (hängt vom Geschäft ab). Ein Touchcover – also ohne “echte” Tasten – gibt es für das Pro 3 nicht mehr. Das Type Cover 3 – wie sich das gute Stück nennt – gibt es in den Farben Cyan (Hellblau), Schwarz, Blau, Rot und Violett. Die Bauhöhe der Tastatur ist extrem niedrig. Dafür bietet sie eine angenehmes Tippgefühl. Die Tastatur verfügt über eine Hintergrundbeleuchtung. Wie bei den Vorgängern rastet die Tastatur mit Stiften schnell ein und wird von Magneten an die Richtige Position gezogen. Ein Klack Geräusch ist zu vernehmen wenn man die Tastatur ansteckt bzw. abzieht. Der Stoff ist ziemlich weich und fühlt sich ähnlich wie Filz an. Mitgeliefert wird auch eine Schlaufe die man an einer beliebigen Stelle anbringen kann, um den Stift zu fixieren. Die größte Neuerung ist aber der Magnetstreifen unter dem Display vom Surface Pro 3 respektive an der Tastatur. Die Folge ist das man die Tastatur anwinkeln kann. Beim Schreiben ist die Tastatur so in einem angenehmeren Schreibwinkel, dafür sind die Tasten aber lauter und die Tastatur “schwingt” mehr. Der größte Nutzen ist aber das man das Surface so als Laptop benutzen kann. Wer dem englischen nicht mächtig ist, Laptop bedeutet frei übersetzt “Auf dem Schoß”. Das geht deutlich besser als mit einer lockeren Verbindung. Ein herkömmlicher Laptop, ist aber trotz allem, angenehmer auf dem Schoß zu verwenden.
Auch ein Touchpad ist mit an Bord, dies ist ein wenig größer als bei den Vorgängermodellen. Touchgesten sind selbstverständlich auch möglich.

Akku

Das Surface ist jetzt kein Mega Ausdauerläufer, aber 5-8 Stunden schafft der Akku schon, ohne an den Strom zu müssen. Da gibt es einige Tablets oder Ultrabooks die mehr Akkuleistung mitbringen, aber ich denke schlecht ist die Akkuleistung keines Wegs. Das mitgelieferte Netzteil hat sogar eine ziemlich nützliche Funktion an Bord. Ein USB Anschluss befindet sich direkt im Netzteil, somit kann man sowohl das Netzteil, als auch ein anderes Gerät in voller Geschwindigkeit laden, auch wenn nur eine Steckdose verfügbar ist. Der Anschluss am Gerät ist magnetisch und hält beidseitig, einfacher geht es nicht. Eine LED symbolisiert dass das Surface geladen wird, leider fehlt eine Anzeige dass das Gerät aufgeladen ist. Wird das Surface nicht geladen, kann man an derselben Stelle den Stift magnetisch fixieren.

Einsatzgebiete

Um die Frage nach dem Einsatzgebiet muss man erst einmal die Frage beantworten was das Surface überhaupt ist. Die Gattung nennt sich 2in1 Gerät, Hybrid oder Convertible. Sehr sperrige Namen. Aber was ist mit den altbekannten Namen? Tablet? Notebook? Ultrabook? Das Interessante ist, das Surface ist alles. Ohne Tastatur – und dank den Tabletmodus in Windows 10 – kann man es als Tablet verwenden. Sollte man das ausschließlich als Tablet verwenden? Bloß nicht. Als Tablet ist es zu teuer, zu schwer und wahrscheinlich auch zu groß. Die höhere Leistung spricht aber für das Surface im Vergleich zu den – teilweise stark – begrenzten Tablets.
Was ist mit der Kategorie Notebook? Von Haus aus fehlt die Tastatur und im Vergleich zu Gaming Notebooks fehlt eine gute Grafikkarte. Spiele spielen ist möglich, aber nicht zwangsläufig das Kerngebiet des Surface. Dafür ist das Surface viel Flexibler und Transportabler als ein Großteil der Notebooks.
Ultrabook? Leistungsfähig -> Check, Flexibel -> Check, Hohe Akkulaufzeit -> Halbcheck, Hoher Preis -> Check….könnte passen oder? Von Haus aus, ist keine Tastatur dabei. Aber auch hier könnte man das Surface einordnen.
Wenn man die Bereiche sich anschaut merkt man schnell, das Surface ist vielleicht in keinem Gebiet das beste Gerät, dafür aber in allen Bereich ganz weit vorne. Wer sich nicht entscheiden kann, eventuell die Werbung von Microsoft ernst nimmt, kann sich einige Geräte sparen. Werbespruch Nummer 1: “Das Gerät was ihr Tablet ersetzten kann”. Werbespruch Nummer 2: “Das Tablet was ihr Notebook ersetzten kann”.

Preis

Lange habe ich überlegt ob ich einen Extrapunkt zum Thema Preis aufmache. Ich denke ich komme nicht drum herum.

Im Microsoft Store liegen die Preise (ohne Tastatur) zwischen 849 € und 2149 €. Dazu muss man Sagen das Microsoft vor kurzem die Preise erst erhöht hat. Grund ist der Aktienkurs bzw. der Wechselkurs zwischen Euro und Dollar. Microsoft lässt sich also Fürstlich für das Gerät “belohnen”.
Wenn man sich umschaut kann man ein Schnäppchen schießen. Ich habe zum Surface, das Cover, Office 365 und die Docking Station für knapp 300 € weniger bekommen als es eigentlich gekostet hätte (die Preiserhöhung nicht mal mitgerechnet). Also immer schön die Augen offen halten 🙂 .
Ist das Surface zu teuer? Eine schwere Frage, und auch die Frage warum ich diesen Bereich nicht erwähnen wollte. Der Preis ist hoch, eventuell – vor allem da das Type Cover nicht beiliegt – zu hoch. Aber eben nur eventuell. Ultrabooks mit der Ausstattung sind nicht günstiger. Es ist eine sehr gute Ausstattung, und dann auch noch in einer ansprechenden Verpackung, die Microsoft zur Verfügung stellt. Die Zielgruppe Studierende, ist aber sicherlich bei dem Preis eher Wunschdenken, als Realität.

Mein Senf

Ist es zu spät nach fast einem Jahr Surface Pro 3 in Deutschland einen Testbericht zu veröffentlichen? Nein! Weil das Gerät Spitze ist und sicherlich zum Weihnachtsgeschäft ein Nachfolger erscheinen wird und somit das Pro 3 im Preis fallen wird. Für mich ist das Surface vor knapp einem halben Jahr, als Nachfolger meines Notebooks ins Rennen gegangen. Und kurz und knapp die Mission hat das Surface mehr als erfüllt. Das Notebook war seit dem 2 mal an. Einmal zum Datenaustausch. Privat, Beruflich und auch um mal schnell einen Blog zu verfassen 🙂 kann man das Surface immer gut und schnell einsetzten. Microsoft kann doch Hardware! Und das nicht nur ein bisschen, sondern so richtig!

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