Mein Lesekonsum ist bei Manga-Serien nicht ansatzweise so hoch wie die Häufigkeit, wie Bände von Serien in Deutschland erscheinen. Das sorgt manchmal für schwere Entscheidungen und Überraschungen bei der Topliste. Also fangen wir an.
Erwähnenswert
Wie eingangs erwähnt ist die Liste nicht so üppig wie bei den Comics, aber dennoch gibt es ein paar Serien, die es nicht in die Top 5 geschafft haben und dennoch einen Blick wert sind oder mindestens mein Interesse geweckt haben. Folgende Titel kann ich dennoch empfehlen:
- Dragon Ball Super 20
- Vagabond 1
- 20th Century Boys – Spin-Off – Geschichten von Ujiko Ujio
- Omniscient Reader’s Viewpoint 1
5. Happiness
3 & 4
Der große Gewinner im Jahr 2024 war für mich ganz klar Shuzo Oshimi. Sein Name reichte aus, neue Serien anzufangen bzw. weiterzulesen. 2023 waren zwei Titel in den besten Listen, 2024 sind es sogar drei und der Witz: zwei sind zum ersten Mal dabei.
Den Anfang auf Platz 5 macht Happiness. Eine Serie, die mehr als ungewöhnlich ist. Band 1 hat mich gar nicht abgeholt, wie ich es erwartet hatte. Es geht um Vampire, um Menschlichkeit, aber auch Protagonisten, die ihr Vorgehen ständig ändern.
Happiness ist überhaupt nicht griffig. Weder bei der Story noch bei dem Genre lässt sich Happiness gut einsortieren. Man weiß nicht, was man bekommt, und genau das macht es auch spannend. Mehr Klarheit würde ich mir dennoch wünschen.
Leider habe ich den letzten Band der Reihe bisher nicht gelesen, vielleicht hätte ich dann ein klares Bild. So bleibt es ein ungewöhnlicher Titel in einer Topliste. Aber die Serie ist dennoch ein kleiner Tipp, schließlich bekommt man etwas anderes geboten und das von Band zu Band.
4. Inside Mari
1
Ganz anders präsentiert sich Inside Mari – ebenfalls von Oshimi. Wie oft bei Oshimi bin ich zufällig darüber gestolpert. Der Klappentext und die Story von Inside Mari sind hingegen recht simple und schnell erklärt. Einzigartig ist das bisher nicht, oder doch?
Es geht um eine Körpertauschgeschichte. Ein Student wacht im Körper einer Frau auf, die er seit einiger Zeit beobachtet. So weit, so bekannt. Aber nur er hat getauscht und muss mit der neuen Aufmerksamkeit leben, die es mit sich bringt, wenn man eine Frau ist.
Besonders gut hat mir gefallen, wie man sieht, wie es ist, eine Frau zu sein. Das Anstarren, das Grapschen sind definitiv nicht angenehm oder ein Zeichen der Wertschätzung, es ist schlicht übergriffig. Und genau das bringt Oshimi super rüber – ich erinnere, das ist der Mangaka der ein wenig in die „perverse“ Richtung geht.
Diese Serie wird sicherlich auch 2025 einen wichtigen Teil auf meinem Lesestapel darstellen. Gerade weil es bisher nur der Anfang war, da geht noch viel mehr und vor allem hätte ich gerne etwas mehr Story und Fortschritt – Dinge, die man von einem ersten Band nicht erwarten kann.
3. Crossing Borders
1 & 2
Bekannte Plots sind auch eine hervorragende Überleitung für Platz 3. Crossing Borders ist wahrlich keine äußerst kreative Geschichte. Man könnte meinen, das ist eine der häufigsten Geschichten in Manga – mal abgesehen vom typischen Shonen Plot.
Die Geschichte dreht sich um Mia und Adam. Während Mia schlecht in der Schule ist und Unterstützung benötigt, hat sie auf Social Media Erfolg und viel Geld. Bei Adam verhält es sich andersherum. Also helfen sich beide in den Bereichen, besser zu werden, in denen sie Schwächen haben.
Zwei Dinge haben sich bei mir als herausragend gezeigt. Zum einen sind die Protagonisten authentisch und man leidet früh mit ihnen mit. Man sieht das nicht alles so ist, wie man es eventuell auf den ersten Blick erwartet. Mia und Adam sind Zucker.
Das andere ist ebenfalls Zucker. Das ist der Zeichenstil. Dominik Jell liefert hier ein echtes Brett ab. So taucht man noch tiefer in die Welt ab und kann nicht anders als diesen Manga abzufeiern. Auch diese Serie wird Teil meiner festen Leseroutine 2025 und sicher wieder in der nächsten Topliste zu finden zu sein.
2. The Strange House
1 & 2
Ein echter Überraschungshit kommt vom Panini Manga Verlag. Ein Thema und auch eine Art der Erzählung einer Geschichte, die aus so gut wie jedem bekannten Muster fällt. Was das konkret heißt, werde ich in den nächsten Zeilen versuchen zu erläutern.
Die Hauptfigur ist „Ich“. Ein Ich-Erzähler, der ein merkwürdiges Haus prüfen soll. Ein befreundeter Architekt entdeckt einen geheimen Raum und vermutet ein mörderisches Haus mit heimlicher Entsorgung der Leichen. Klingt skurril, und genau das ist es auch.
Die Besonderheit des Manga beginnt mit dem Grundrissplan, der jedem Band (bisher) beiliegt. Was an den Häusern ungewöhnlich ist, ist nicht direkt ersichtlich, aber mit dem Fortschritt der Geschichte sieht man es. Man liest die Zeilen, schaut auf den Plan und macht ah – ich verstehe.
Spannung ist eines der wichtigsten Elemente, die der Manga verspricht. Was steckt wirklich dahinter? Vor allem, wer steckt hinter diesen merkwürdigen Häusern? Band 2 macht genau da weiter und überzeugt ebenfalls durchgehend. Was das bedeutet, ist klar: Top-Jahresliste!
1. Welcome back, Alice
6 & 7
Für die Topliste 2023 hat es „nur“ für Platz 2 gereicht, 2024 hat sich Welcome back, Alice den Thron geschnappt. Womit? Mit Recht! Kaum eine Serie hat mich so beschäftigt und begeistert. Dazu kommt, dass das Thema sehr viel wichtiger geworden ist und mehr Beachtung bedarf.
Der Hauptprotagonist Kei ist keinem Geschlecht zugeordnet. Was macht ein Geschlecht aus und warum ist es vielen so wichtig, eine Zuordnung zu haben? Und was ist mit Yo der die Gefühle zu Kei nicht zuordnen kann. Ist er jetzt schwul oder nicht?
Der Manga macht vieles anders. Es beginnt beim Titel und dem dazugehörigen unterschwelligen Thema, was viel später erst aufgeklärt wird. Die Besonderheit des Buchrückens habe ich bereits erklärt und gezeigt, wie viel Herzblut hier drinsteckt.
Der Weg, den die Serie genommen hat, ist ebenfalls ungewöhnlich, und die Einblicke des Mangaka am Ende zeigen auch seinen Bezug zu diesem Thema. Das ist alles auf einem unglaublichen Niveau. Ist das sein Meisterstück? Gut möglich.
Beim Review zu dem finalen Band – im August – habe ich schon gesagt, dass das die Serie 2024 sein wird. Und so ist es auch. Seit offen für das Thema und lasst die Leute leben, sie tun niemandem damit weh und sie haben ein Recht auf ihre eigene Vorstellung.