Back to the roots. Früher war Vincisblog hauptsächlich ein Technikblog. Ausnahmsweise will ich nochmal die alten Zeiten aufleben lassen. 5 Jahre ist mein „Daily-Driver“ alt. Kein Alter, aber die Augen auf einen Laptop-Nachfolger habe ich lange geworfen. Die Wahl fiel auf ein MacBook Air 2020. Was sagen die ersten Eindrücke?
Das ist kein Review und auch kein echter Test, sondern eine Ansammlung von Gedanken. Warum wollte ich ein anderes Gerät, warum macOS und wie ist diese Veränderung für mich?
Warum der Wechsel?
Mein altes „Notebook“ war ein Surface Pro 3 – das erste brauchbare Surface. Ein Convertible – Tablet und Notebook in einem – und somit kein “echtes” Notebook. Dazu ein Kickstand der jeden möglichen Winkel ermöglicht. Klingt doch gut, oder? Ja, aber…allgemein war der Akku (bis zu 3 Stunden Akkulaufzeit), Startgeschwindigkeit (Sekunden, aber gefühlt zu lange), teilweise ein lauter Lüfter und die fehlende Lapability (das Arbeiten auf dem Schoss bei so einem Modell, mit Tastatur nicht besonders angenehm).
Letztes Jahr hatte ich diverse „Microsoft“-Probleme, die meinen Blick über den Zaun zu Apple schweifen ließen. „Gut“ das sie die beschissene Butterfly Tastatur verbaut hatten. Aber Alternativen? Schwer zu finden. Meine Anforderungen sind gar nicht mal so hoch, aber scheinbar unmöglich. Hier die wichtigsten Anforderungen:
- Leichtes und dünnes Gerät – kein Plastik
- Gute Akkulaufzeit – größer als 5 Stunden (ja heutzutage ist das noch lange nicht gut)
- Eine gute Tastatur (meine Hauptaufgabe wird das Tippen sein)
- Ein Display was man auch mal auf der Terrasse nutzen kann
- Vertretbarer Preis (über 1600 € ist mir für meine Anforderungen zu viel)
Klingt doch machbar, oder? Irgendwie haben die meisten Windows Geräte irgendeinen Punkt nicht erfüllen können. Dazu kommen wichtige Apps, die ich auf iOS und iPadOS gerne nutze, die es schlicht nicht für Windows gibt – oder schon mal einen guten Markdown-Editor unter Windows gesehen?
Die Lösung
Ende März 2020 war es dann so weit. Apple präsentiert das neue MacBook Air 2020. Es bekommt die neue Tastatur mit Scherenmechanik, Quad-Core-Prozessor, größere Einstiegs-SSD und einen günstigeren Startpreis.
Dank Corona ist anfummeln im Apple Store nicht möglich. Ich habe mit mir gerungen. Als das Lieferdatum immer näher an meinen Geburtstag rückte, wollte ich es riskieren. Was soll schon passieren? Entweder es passt oder eben nicht.
Also entschied ich mich für die „Grundausstattung“ und passt hier und da was an. Das Ergebnis sieht wie folgt aus:
- 256 GB SSD Speicher
- 16 GB 3733 MHz LPDDR4X Arbeitsspeicher
- 1,1 GHz Quad-Core Intel Core i5 Prozessor der 10. Genration
- Space Grau
Das Warten oder die Unsicherheit
Dann hieß es warten. Eine Tugend, die mir eh nicht liegt, aber in diesem Fall war ich halt auch angespannt, was kann das MacBook und was kann vor allem MacOS? Immer wieder schaute ich mir Tipps und Reviews – wenn denn schon welche vorhanden waren – an. Nachdem alles sehr positiv geklungen hatte, kamen dann aber auch die kritischen Stimmen. Und die hatten ein Feedback, das ich bereits vom MacBook Air 2019 kannte.
Der Lüfter scheint nicht das Gelbe vom Ei zu sein. Er ist zu klein und kann die Wärme nicht wirklich ableiten. Ein Problem was angeblich auch beim Surfen mit vielen Tabs oder mit vielen Apps auftreten kann/soll. Gedanklich war ich schon genervt.
Die nützlichen und wichtigen macOS Apps sorgten dann für ihr übriges. Was kann eigentlich macOS? Das klingt ja als würden „wichtige“ Dinge fehlen. Hauptsache ich kann bloggen, oder? Mal schauen.
Am Ostermontag hatte ich dann die Nachrichten in der Emailpostbox: Dein MacBook ist auf dem Weg zu dir. Erwartete Ankunft: 17.04.2020 – knapp eine Woche eher. Und dann machte sich das MacBook über China, nach Hongkong, Dubai und über Köln auf den Weg zu mir.
Ersteindruck
Wie zu erwarten war, ist das Gerät unglaublich stimmig und – in meinen Augen – eine Augenweide. Das Design ist echt gelungen und es fühlt sich sehr wertig an. Keine scharfen Kanten und das Gewicht sind echt eine Wucht – im positiven Sinne.
Der Bezel – also der Rahmen zwischen Bildschirm und Gehäuserand – ist sicherlich nicht mehr zeitgemäß, aber a) besser als beim Surface Pro 3 (ja 5 Jahre Unterschied muss man ja merken) und b) im akzeptablen Rahmen.
Beim Zuklappen geht das MacBook in den Ruhezustand – was auch beim Surface meine bevorzugte Methode war. Beim Aufwachen reicht das Aufklappen und schwups ist das MacBook einsatzbereit. Etwas länger dauerte es, bei niedrigem Akkustand. Direkt zu Beginn wurde mir ein macOS Update angeboten. Nach der Installation und dem Neustart waren dieselben Programme und Fenster offen wie vor dem Update. Sehr cool.
Der AppStore zeigt sich auch nicht viel besser als der Windows Store. Viele Programme werden seit längerer Zeit nicht mehr aktualisiert (wahrscheinlich wurde die Entwicklung eingestellt). Auch sonst ist die Auswahl nicht sonderlich groß. Große Anbieter fehlen gänzlich oder man hat Drittanbieter Apps. Nicht schlimm, aber überraschend.
Auch sonst kann zum Start wenig Negatives sagen. Klar sollte sein, dass ich hier mehr auf meinen Eindruck und kein echtes Review abgeben möchte. Es wird also keine wissenschaftliche Abhandlung.
Tastatur / Touchpad
Eines der wichtigsten Dinge hat sich schnell als brauchbar und sinnvoll herausgestellt. Der Tastenhub und der Widerstand gefällt mir sehr gut. Die Tastatur ist sehr solide und so kann man längere Text – wie diesen hier – schreiben. Die Lautstärke ist ein leichtes Klackern. Es ist hörbar und bei sensiblen Menschen durchaus auf Dauer störend. Aber in diesem Fall mehr als nur akzeptabel.
Dazu kommt noch TouchID. Eine absolut sinnvolle Option um sich schnell und sicher einzuloggen. Eine Touchbar gibt es nicht, was ich aber schon fast als Pro-Argument interpretiere. Man kann sich – was ich so gelesen habe – an die Touchbar gewöhnen, aber so richtig „natürlich“ wird es wohl nie.
Wenn ihr ein MacBook wollt, nehmt unbedingt die neuen Modelle, mit der neuen Tastatur (MacBook Pro 16 2019, MacBook Air 2020 (das MacBook Pro 13 bekommt vielleicht im Mai die neue Tastatur)). Auch Fingerabdrücke und co sieht man auf den Tasten seltener, als bei den alten Tastaturen. Dazu gerne alte Bilder von der Butterfly Tastatur checken.
Das große Touchpad ist ebenfalls sehr gut, es gibt viele Gesten – die ich sicher mit der Zeit noch verinnerliche, aktuell beschäftige ich mich noch mit anderen Themen. Mir fehlt natürlich der Rechtsklick – denn es in macOS nur etwas anders gibt – aber das ist aktuell „nur“ eine Frage der Gewohnheit.
Probleme (?)
Die größten Probleme das MacBook Airs 2020 sind Lüfter und Webcam. Das belegen reichliche Testberichte. Was ist meine Meinung und mein Eindruck? Der Lüfter war für mich nur leicht zu hören (bisher). Das Gerät wird an der Unterseite warm. Videorendering wird sicherlich das Gerät an die Grenzen bringen. Aber wer so was machen möchte, greift hoffentlich sowieso zum MacBook Pro.
Also alles nur halb so wild? Erst einmal sicherlich, aber man darf das nicht unterschätzen. Wenn der Lüfter wirklich zu klein ist, wird die Wärme nicht gut abgeleitet und die Folge für das Gerät könnte vielfältig sein. Bedenkt das unbedingt, aber ein kompletter Ausschluss ist das nicht.
Die Webcam ist aber tatsächlich grausig. Willkommen im Jahr 1999. Das ist in der aktuellen Zeit und Phase – bei Home-Office und Webchats – eine mittelschwere Katastrophe. Hier kann die Lösung nur eine externe Webcam oder ein anderes Gerät sein.
Für mich ist die Webcam nicht so wichtig, aber in der Qualität wird sie tatsächlich selten bis nie benutzt. Wenn man dann auf die iPhone-Kameras schaut, fragt man sich aber schon, wieso man hier nicht etwas mehr mitgedacht hat.
macOS
Der Umstieg von Android zu iOS verlief tatsächlich sehr ähnlich wie von Windows zu macOS. Nach wenigen Minuten habe ich alles mal gesehen und war ernüchtert. Mehr geht nicht? Für den Einsteiger perfekt, wenn man sich „sein“ Gerät zusammenpacken will, sieht es so aus, als würde was fehlen. Konkrete Punkte habe ich aber gar nicht, also mehr ein Gefühl.
Die Unix Herkunft kann macOS aber überhaupt nicht verleugnen. Mounten von Geräten, ja sogar von Programmen findet man ab und an. Das Installieren von Programmen ist teilweise ungewöhnlich – Icons in einen Ordner ziehen? – schon eher Unix-typisch.
Das merkt man auch bei manchen Installationen von Programmen, die man nicht aus dem Store lädt oder bei diversen Anleitungen. Manchmal wird man auf das Terminal verwiesen, genau wie man es bei UNIX/LINUX öfters geraten bekommt. Man braucht das sicher nicht immer, aber häufiger als ich vorher gedacht hätte.
Operationen auf dem Dateisystem sind ebenfalls ähnlich. Ausschneiden von Dateien geht nicht immer und Finder – der Windows Explorer von Apple – präsentiert sich in manchen „Datei öffnen“-Dialogen als altmodisch und unübersichtlich. Auch die Starteinstellung für eine Ordneransicht ist erst einmal ungewohnt.
Auch die Sortierung in einem Ordner ist ungewohnt. Teilweise werden die Dateien mit Ordnern vermischt – zum Beispiel, wenn man alphabetisch sortiert. Was man im Finder ändern kann, scheint beim Upload von Dateien nicht möglich sein.
Was mir sehr gut gefällt, ist, dass man gefühlt an allen Stellen eine automatische Autokorrektur geliefert bekommt. Wörter werden so direkt korrigiert und man kommt so schneller zur richtigen Lösung. Das ist wirklich praktisch und tief im System verankert, wie man es wohl nur bei Apple findet.
Das Fenstermanagement ist durchaus ungewöhnlich und auch unter macOS Fans nicht besonders beliebt (oder warum wird sonst eine App zu einem besseren Fenstermanagement überall gelobt?). Die drei Knöpfe an den Fenstern können Schließen und Minimieren (ähnlich wie bei Windows). Das Maximieren gibt es in diversen Ausführungen. Ein Klick schaltet in einen Vollbildmodus, via MouseOver kann man das Fenster links oder rechts anordnen. Das sieht dann wie beim iPad aus. Auch hier sind die Programme im Vollbildmodus. Ein Klick auf die Titelleiste sieht das Fenster nach oben und unten. Man kann damit leben, aber ist erst einmal anders und vor allem nicht so komfortabel wie bei Windows 10.
Unter Windows gibt es eine Taskleiste. Optisch ähnlich ist die Menüleiste bei macOS. Die Funktion ist eine gänzlich andere. Sie symbolisiert die Menüleiste der jeweils geöffneten App/Programm. Was durch das Fenstermanagement etwas ungewöhnlich erscheint. Der Abstand zwischen Fenster und Menüleiste kann ziemlich groß sein und man „vergisst“ ab und an die Leiste.
Die Shortcuts machen das Arbeiten mit macOS einfacher und sie sind mächtig, das konnte ich schon erkennen. Aber sie sich erst einmal draufzuschaffen dauert und vor allem altbekannte Kombinationen muss man erst einmal vergessen. Command + Q habe ich mehrmals im Safari als @ versucht, das Ergebnis ist das Schließen von Safari. Ungeschickt. Alles Themen die eher in Richtung ungewohnt gehen, man gewöhnt sich an alles.
Bloggen
Was habe ich an Zeit verloren, um ein simples Programm zu finden! Die Aufgabe: nimm ausgewählte Dateien, pack folgendes Bild an eine Stelle (Wasserzeichen) und komprimiere das Bild ein bisschen. Unter Windows hatte ich dafür das großartige Programm Irfan View. Unter macOS gibt es hässliche, alte oder teure Programme, die teilweise mit der einfachen Aufgabe überfordert sind.
Mit inPixel Lite wurde ich dann fündig und konnte so mit „[Manga] Banana Fish [2]“ meinen ersten Blogbeitrag am Mac veröffentlichen. Auf der Seite bin ich nun also save. Graue Haare hat mich die Suche aber schon gekostet. Das ist aber normal. Andersrum habe ich bei Windows mehrmals einen Markdown-Editor gesucht und wurde nie fündig. Im Apple Kosmos habe ich sogar 2 brauchbare gefunden.
Einige Prozesse müssen sich noch einschwingen und können sicherlich noch effizienter gestaltet werden. Aber hier setzte ich auf Gewohnheit und Wiederholungen. Änderungen sorgen am Anfang oft für Mehraufwand.
Apple Kosmos
Auch ein wichtiger Punkt ist die tiefe Verknüpfung im Apple Kosmos. Einfachere Kommunikation der Geräte unter einander und einfacher Austausch von Informationen sollte nun einfacher sein. Gerade die AirPods – die sich einfach nur perfekt ins Ökosystem einfügen – haben beim MacBook schon ihre Verwendung gefunden.
AirDrop und Backups von iPhone/iPad sind die weiteren Vorteile. Auch da werde ich die neuen Vorteile genießen können. Gerade der Tod von iTunes ist schon mal was Gutes. Unter Windows – mit den häufigen und nervigen Updates – habe ich nicht (mehr) die beste Meinung von iTunes.
Mein Senf
Einige Punkte für meinen Wechsel habe ich bereits ausführlich bewertet. Noch offen sind die Themen Akkulaufzeit, das Display und die Lapability. Letzteres koste ich absolut aus. Ich schreibe viel auf dem Schoß und genieße, dass das es endlich möglich ist. Bei der Akkulaufzeit ist eine echte Wertung viel zu früh. Mehr als die bisherigen 3 Stunden werden es definitiv werden, auch die angepeilten 5+ Stunden halte ich für realistisch. Und was ist mit dem Display? Sonne ja oder nein? Es geht und der Bildschirm lässt sich gut bis sehr gut ablesen. Aber man muss auch bedenken, dass das Gerät dann bei direkter Einstrahlung warm wird.
Insgesamt bin ich sehr zufrieden. Vor allem das ich ohne Problem ein Update auf meinem TomTom Navi machen konnte – ein Ding der Unmöglichkeit auf vielen Windows Geräten. Und auch sonst gibt es (aktuell) wenig zu meckern. Ja es sind nur wenige Tage und die Langzeiterfahrungen sind entscheidend. Bisher gibt es wenig zu meckern.
Ich hoffe, ihr habt meinen kleinen Ausflug in die alten Zeiten genossen oder zumindest nehmt ihr mir es nicht übel. Ab sofort geht es wieder um Comics und Manga.
2 Gedanken zu “[SENF] MacBook Air 2020”
Endlich wieder Senf ? Mehr davon!
Ich kann es absolut nachvollziehen, auf einen Mac zurückzuwechseln. Ich selbst habe mir auch gerade einen neuen Mac geholt (Kein Macbook) und bin damit absolut zufrieden. Bin aber auch ein Hardcore-Fan seit 2006 🙂