Ein Testbericht zu einer Wasserflasche? Ist das nicht ein wenig langweilig, vielleicht sogar unnötig? Das kann schon sein, aber manchmal möchte ich auch meinen Gedanken freien Lauf lassen. Selbige habe mir ich nämlich gar nicht zu knapp gemacht, als ich auf die Suche nach einer neuen Wasserflasche mich begeben habe.
Warum eine Wasserflasche?
Es gibt verschiedene Intentionen, warum ich eine „neue“ Wasserflasche wollte. Das Erste betrifft viele von uns: Man trinkt immer zu wenig. Also muss man etwas finden, was einen motiviert. Das kann eine App sein – die bei mir Streaks heißt, schon lange im Einsatz ist, aber nicht immer diese Aufgabe erfolgreich schafft – aber auch eine „sexy“ Wasserflasche kann helfen.
Des Weiteren habe im Homeoffice bisher immer eine Flasche verwendet und muss dieses Jahr häufiger auf der Arbeit, wo ich Wasser mitnehmen muss. Vielleicht könnte eine neue Flasche auch die bisherige Fitnessstudio-Wasserflasche ablösen (und damit Kosten für die Getränkebar sparen).
Warum Larq?
Ehrlich: ich finde die Wasserflaschen von Larq richtig schick. Pulverbeschichtet von außen und sie besitzt eine tolle Form. Das ist was fürs Auge (zumindest für mich). Dazu kommt die doppelwandige Vakuumisolierung, sprich warme Getränke können heiß und kalte Getränke können kalt gehalten werden. Konkret: 24 Stunden kalt und 12 Stunden warm. Für das Ziel mehr zu trinken, als mehr als nötig.
Besonders bekannt ist Larq aber für ihren Deckel, der mit der PureVis-Technologie ausgestattet ist. Was die kann? Mit UV-C wird dann das Wasser bestrahlt, so haben (unter Laborbedingungen) Bio-Lontaminaten (Viren und Bakterien) keine Chance. Da es keinen Filter gibt, heißt aber dennoch Achtung, denn es gibt noch viel mehr im Wasser als lebende Viren und Bakterien.
Da ich mich aber für die größere Version mit 740 ml entschieden habe (mehr ist mehr und sie gefällt mir etwas besser) empfand ich 120 € für eine Trinkflasche recht viel. Egal, wie gut sie aussieht und erst recht, wenn ich den Sinn von PureVis nicht richtig sehe.
Dann halt ohne
Für „nur“ 45 € konnte ich die nicht smarte Wasserflasche – ohne Wasserreinigungssystem – erwerben. Neben dem günstigeren Preis hatte ich noch weitere Vorteile. Die Flasche war 3 Tage eher da und einzeln würde ich für den Deckel weniger zahlen (ein Gutschein für den Deckel war ebenfalls in der Flasche). Ob ich diesen benötige? Wird sich zeigen.
Der erste Eindruck ist gelungen. Die Flasche fühlt sich sehr angenehm an, das Wasser perlt außen ab, abwischen sollte man es wegen Rutschgefahr dennoch. Das Gewicht gefiel mir (nicht zu leicht, aber auch nicht super schwer). Durchaus eine gute Wasserflasche.
Der erste Test mit selbst gesprudeltem Wasser war ebenfalls positiv. Ich habe erst einmal weniger (um die 600 ml) eingefühlt und die ersten Schlucke getrunken. Die Öffnung ist groß genug, aber auch nicht zu groß, dass etwas daneben geht (mal abgesehen von hektischen trinken 🤪). Die Temperatur blieb auch angenehm kalt.
Mit Sprudelwasser passen definitiv keine 740 ml sinnvoll in die Flasche. 720 ml ist da sinnvoller und auch bei stillem Wasser ist 740 bis zum Anschlag gefüllt, also macht euch da keine falsche Hoffnung, da wurde etwas an der Zahl getrickst, damit es besser aussieht.
Aus der Flasche trinken, sorgt zu Beginn tatsächlich zu mehr Wasserkonsum. Die Schlücke können größer sein und man hat auch reichlich in der Flasche. Der erste Eindruck zur Flasche und zum Ziel mehr zu trinken sind gelungen.
PureVis?
Warum sollte man überhaupt Wasser von Bakterien und Viren befreien? Die erste Reaktion dürfte klar sein: ist halt kein lebender Erreger mehr. Aber das wirft viel mehr Fragen auf. Zum Beispiel: warum sollte ich es besser finden, tote Bakterien und Viren zu trinken? Welchen Vorteil hätte das? Ohne Filter wären diese schlicht noch im Wasser.
Aber auch: woher sollten diese kommen? Wenn wir von nicht vertrauenswürdigen Quellen sprechen (nicht trinkbares Leitungswasser, Bächen und Seen), dann würde ich aber auch Chlor, Insekten, Metalle und vieles weiteres mit in die Flasche aufnehmen. Warum das Ganze?
In einigen Reviews redet man von Geruch und dass man durch Essen und Co. diverse Bakterien in die Flasche bekommt und dass doch toll wäre, wenn man diese „Gefahr“ nicht mehr hätte. Die ersten Tage roch die Flasche nie schlecht – warum auch, es kommt nur Wasser rein. Eine regelmäßige Reinigung – zum Beispiel an der Öffnung und an den Stellen, an denen man trinkt – ist immer sinnvoll, auch bei einer PureVis Deckel. Die UV-C Strahlen können den Rand nicht von Viren und Bakterien befreien.
Ich strenge mich richtig an und finde keinen Fall, der für diese Technologie wirklich sinnvoll ist. Auch meine Recherche über diese Technologie spricht von der Notwendigkeit von vielen Strahlen, um eine kleine Menge Wasser überhaupt zu „reinigen“.
So richtig will sich scheinbar niemand damit beschäftigen. Bis mir der Geistesblitz im Bett gekommen ist: Bakterien sind überall (ich weiß, tolle Erkenntnis). Leitungswasser ist nicht keimfrei (auch nicht in Deutschland) es gibt Regeln die nicht überschritten werden dürfen. Hier der Auszug: „[..] unabhängig von der Keimart die Anzahl pro Milliliter 100 KbE (Koloniebildende-Einheiten) nicht überschritten werden darf [..]“. Dazu kommen Bakterienherde, sprich Ansammlungen von Bakterien.
Das kann der Wasserhahn, das Gitter am Wasserhahn sein, aber auch die Wassersprudelflasche und der Sprudler als solches (ich sprudle mein Wasser). Zu guter Letzt die Hände, die einschenken und das vermeintliche säubern vom Mundstück, kann Bakterien erst recht Tür und Tor öffnen. Also ist das schon ein Thema.
Also doch!
Ich habe mich dann zu dem Deckel hinreisen lassen. Ein wenig blinken, bisschen smarter und unter Laborbedingungen hilfreich. Nach dem Auspacken muss man den Deckel einmal laden – keine Angst, laut Hersteller hält der Akku knapp einen Monat. Schade, es ist ein Mikro-USB Anschluss. Für ein so „hippes“ Unternehmen, nicht zeitgemäß.
Wenn man den Deckel aufgesetzt hat – egal ob mit oder ohne Wasser – reicht ein Klick, um die „Reinigung“ zu starten. Das dauert dann 1 Minute, ein leuchtender Kreis zeigt diesen Vorgang an. Schade: über den Mikro-USB Anschluss leuchtet die LED nicht komplett. Technisch bestrahlt der Deckel dann das Wasser und die Flasche mit 12 mJ/cm^2 UVC. Später erfolgen die Reinigungen immer automatisch.
Ein Doppelklick aktiviert den „Abenteuermodus“, was besonders bei „unbekannteren Wasserquellen“ empfohlen wird. Hier wird Flasche bzw. Wasser 3 Minuten mit einer höheren UVC-Dosis: >30 mJ/cm^2 bestrahlt. Danach wird ebenfalls automatisch gereinigt.
Es dürfte nicht anderes riechen oder schmecken. ABER es tut es doch. Das Wasser schmeckt danach anders. Meine Beschreibung ist dumpfer, wie wenn man andere Mineralienzusammenstellung von Mineralwasser trinkt. Das Wasser und die Zubereitung sind dieselbe.
Da das eigentlich nicht sein kann, habe ich einen Test am nächsten Tag gemacht. Erst das Wasser gesprudelt für mehr als eine Minute in der LARQ Flasche gelassen, mit dem „normalen“ Deckel. Dann habe ich das Wasser getrunken, den Deckel getauscht und das Wasser „gereinigt“. Und dann noch einmal probiert. Es schmeckt anders.
Auch im Büro war das Wasser anders vom Geschmack. Das ist schlicht kurios. Dazu kommt, dass die Flasche hervorragend isoliert und somit Getränke sehr lange kühl hält. Erfrischend Wasser trinken gelingt mir damit auf jeden Fall besser als mit jedem anderen Versuch.
Fazit
Die Flasche ist super und für etwas mehr als 45 € okay – da ist viel Marge, aber sie sieht gut aus, fühlt sich wertig an und sorgt für mehr Wasserkonsum. Die PureVis Technologie ist definitiv nicht für jeden notwendig, wenn nicht sogar „overengineered“. UV-C ist aber keine Spaßtechnologie. Die Wirkung ist bewiesen und wird zur Reinigung von Wasser tatsächlich immer häufiger verwendet.
Ich greife sehr gerne zu dieser Flasche. Es ist genau der Mix, der mir gefällt. Die gute Haptik und Optik gefällt mir ausgezeichnet und dazu kommt die Isolierung und das „gute“ Gefühl ein weniger Keim belastetes Wasser zu trinken. Das ist schon nicht schlecht. Ein muss, ist das freilich nicht, erst recht bei dem Preis. Dieser ist schlicht überzogen.
Ein Nachteil vom neuen Deckel ist natürlich, dass er viel mehr in die Flasche ragt und damit weniger Füllmenge (sinnvoll) möglich ist. Das muss man ebenfalls bedenken. Für die Mehrheit dürfte die normale nicht PureVis Flasche ausreichen – gerade vom Kostenpunkt. Und auch wenn überall Virenherde lauern, besteht kaum echte Gefahr.
Für alle Abenteurer da draußen, um die Flasche sinnvoll Outdoor zu benutzen, sollte man unbedingt zusätzlich einen Filter verwenden. Ob das reicht und ob man dann wirklich bedenkenlos Wasser in unbekannter Qualität trinken sollte, wage ich aber dennoch zu bezweifeln.
Ich bereue den Kauf in keinem Fall und genieße jeden Schluck. Dadurch bin ich deutlich hydrierter (drei bis teilweise vier Flaschen trinke ich nun täglich) und ich werde dadurch sogar Geld sparen. Da ich beim Fitnessstudio, indessen auf die Getränkebar verzichten werde. Also so doof wie es klingt, nach ein paar Monaten habe ich die Flasche „rein gespart“ 🤣.