True Crime ist aktuell in vielen Medien sehr beliebt. Ob nun als Podcast oder als Serie auf Streaming-Plattformen, es scheint großes Interesse an Verbrechen vorhanden zu sein. Also warum nicht mal ein True Crime Comic? Mit dem sperrigen Titel „Schon gehört, was Ed Gein getan hat?“ möchte ich euch einen Comic aus diesem Bereich vorstellen.
Dieser Comic wurde mir vom Splitter Verlag als Rezensionsmuster zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür! Die Bewertung des Comics findet aber in üblicher Vincisblog Qualität statt.
Der Plot
Edward Theodore Gein war ein ungewolltes Kind, oder viel mehr wollte seine Mutter lieber eine Tochter. Bloß nicht noch ein Sohn, der auf der Seite eines trinkenden und schlagenden Ehemannes stehen könnte. Aber auch Edward’s Mutter war kein Unschuldslamm. Gewalt unter seinen Eltern war normal.
In der Schule hatte es der kleine Ed auch nicht leicht. Er wurde als „das Mädchen der Geins“ betitelt. Ed wurde auch zu Dingen gezwungen, die er absolut nicht wollte. Bis Jahre später schreckliche Geschichten in Plainfield ans Licht kommen. Was ist im verschlafenen Ort passiert? Und was hat Ed Gein damit zu tun?
Journalisten, Polizisten und die Justiz möchten Antworten auf das Verschwinden diverser Frauen. Dieser Fall war stellenweise Inspiration für viele fiktive Geschichten. Aber was davon ist an diesem Fall wirklich passiert? Was wurde nie geklärt?
Mein Comic Senf
True-Crime-Podcasts, aber auch Dokumentationen über wahre Verbrechen haben ihre Anziehungskraft und immer wieder konsumiere ich diese Geschichten. Die krankhafte Obsession der Täter fasziniert dabei ungemein. Dass es nun eine solche Geschichte in mein Lieblingsmedium geschafft hat, feiere ich schon mal.
Ed Gein kannte ich vorher nicht – eine Grundvoraussetzung, wenn man über wahre Verbrechen etwas hört, sieht oder liest. Ehrlicherweise hat das auch einen wichtigen Einfluss, wie man den weiteren Verlauf des Comics wahrnimmt. Die Eltern spielen oft eine entscheidende Rolle, diese waren für Ed offensichtlich kein großer Gewinn für sein Leben (von dem offensichtlichen Mal abgesehen).
Trotz der Darstellung kam bei mir selten richtiges Mitleid für Ed auf. Er hatte eine harte Kindheit und Mobbing hat ihn sicher nicht stärker gemacht. Bis zu einem gewissen Grad kam es mir so vor, als würde er es akzeptieren und vielleicht sogar ganz anders sehen, als es ein gesunder Mensch es bewerten würde.
Die Auflösung, was den Opfern zugestoßen ist, ist doppelt abstoßend. Die Erzählung hätte gereicht, wenn dann aber die grandiose Optik haarklein auch noch die Resultate präsentiert, wird es fast zu viel. Kurz durchatmen ist kein schlechter Tipp. Das ist wirklich übel.
Mir gefiel, dass man die Lücken – die der Fall aufgerissen und nicht schließen konnte – im Comic gefüllt hat. Im Anhang gibt es eine Erklärung, die zeigt, warum man mit Annahmen gearbeitet hat und warum diese plausibel sein könnten. Ein guter und essenzieller Kniff, der überhaupt ein flüssiges Erlebnis erst ermöglicht hat.
Das war für mich der perfekte True-Crime-Comic. Davon gerne eine Serie und immer wieder einen Verbrecher beleuchten und ich bin sehr zufrieden. Das ist ein genialer Start für ein hoffentlich neues Genre. Greift zu, damit der Splitter Verlag weiß, dass man hiervon sehr viel mehr bringen darf/soll.
Meine letzten Worte:
Bitte mehr davon!
Review – COMIC DES MONATS: Dezember 2023
-
9/10
-
9/10
-
9/10
-
9/10
Schon gehört, was Ed Gein getan hat?
Erscheinungsdatum: 20.09.2023 Format: Hardcover Seiten: 224 Autor*innen: Harold Schechter Zeichner*innen: Eric Powell Übersetzer*innen: Bernd Kronsbein Preis: 35,00 €