Das ich Musik liebe und diverse Streaming Dienste ausprobiert habe, sollte bekannt sein. Apple hat vor knapp einem Jahr Apple Music vorgestellt. Zum Start gibt es satte 3 Monate zum testen. Also habe ich mir es nicht nehmen lassen und Apple Music angeschaut. Was kann Apple Music? Ist es für mich eine Alternative für Deezer? Oder ist es nur ein Dienst unter vielen? Das alles dürft ihr in den nächsten Zeilen lesen.
Geschichte
Apple Music ist ein ganz frisches Produkt und doch schon etwas älter, zumindest in anderer Form. Die Vergangenheit besteht aus zwei Teilen: die Apple Vergangenheit und die Beats Vergangenheit. Apple hat im Jahre 2001 iTunes ins Leben gerufen und später den gesamten Musikverkaufsprozess über den Haufen geworfen. Die Beliebtheit wuchs später noch stärker, als die iPods immer mehr genutzt wurden. Eine große Geldgrube für Apple war geboren. Aber schnell wurde iTunes selbst altbacken, das Streaming zog in die Landschaft der Musikindustrie ein und Apple hielt die Füße still.
Und da beginnt die Beats Vergangenheit. Der Kopfhörerhersteller Beats Audio hatte bereits an einem eigene Streamingdienst gebastelt. Angeblich war dies auch der Hauptgrund warum Apple, Beats im Jahr 2014 für 3,2 Milliarden Dollar gekauft hatte. Apple wollte die Expertise von Beats im Streaming Markt und sie wollten das bestehende System von sich nicht zerstören.
Am 8. Juni 2015 auf der WWDC 2015 war es dann so weit. Apple stellte den eigenen Streamingdienst vor: Apple Music. Aber die größte Überraschung war die Ankündigung der Apple Music für Android App. Ein absolutes Novum.
Besonderheiten
Apple trennt ihren Streamingdienst nicht von der lokalen beziehungsweise in iTunes gekauften Musik. Das soll heißen das ihr eine App für alles habt. Das Streaming (Apple Music), die lokale Musik (gerippte Musik von CDs) und die gekaufte Musik (iTunes) wird in dieser einen App (Musik) bzw. in iTunes zusammengefasst. Dem Endkunden soll und kann die Quelle hier egal sein. Der Ansatz gefällt mir erst einmal gut. Auch wenn es ungewohnt ist und leicht unübersichtlich sein kann, wo die Musik herkommt. Auf der anderen Seite spart man so das Wechseln von Apps und man hat nicht so viele Icons auf dem Homescreen.
Eine weitere Besonderheit ist das Apple, einige Künstler im Angebot hat, die es bei anderen nicht gibt. So kann man Taylor Swift und Clueso hören. Vor allem letzterer Künstler, kann schon alleine Grund genug für mich sein, zu Apple Music zu wechseln. Aber es sind die Ausnahmen, in den meisten Fällen gibt es den Interpreten bei Streaminganbietern oder nicht, egal bei welchem.
Und die letzte Besonderheit – habe ich oben bereits angeschnitten – und sollte definitiv nicht unterschätzt werden. Es handelt sich dabei um die erste App von Apple, die auch für Android angeboten wird. In meinem Test, habe ich mich aber dagegen entschieden diese mit zu bewerten. So richtig fertig scheint die App nicht zu sein, sonst würden nicht andauernd Update Meldungen auftauchen die simple Funktionen hinzufügen, auch die Bewertung der App ist nicht berauschend. Oder was haltet ihr von 3 Sternen?
Preis
Apple bietet bei Apple Music zwei Modelle an. Es gibt die Einzelmitgliedschaft, diese kostet 9,99 € und die Familiemitgliedschaft für 14,99 €. Diese gilt dann für bis zu 6 Personen. Damit ist Apple genau dort, wo die anderen Streaming Anbieter auch sind. Nicht teurer und auch nicht günstiger.
Teile von Apple Music lassen sich auch ohne Mitgliedschaft verwenden. Und zwar kann man auf den Künstlerfeed auf Connect zugreifen, ihnen folgen und Inhalte oder Songs im Radio “lieben”, kommentieren oder abspielen. Beats 1 Radio ist auch ohne Mitgliedschaft möglich.
Die ersten 3 Monate bei Apple Music kannst du als Apple User (iPhone, iPad, Mac) kostenlos probieren. Dabei hast du den kompletten Funktionsumfang. Vergesst nicht die Automatische Verlängerung auszuschalten, wenn ihr nicht sicher seit ob ihr Apple Music, auch nach Ablauf der Probezeit nutzen wollt.
Erste Schritte
Bei den ersten Schritten zeigt sich Apple Music bereits, etwas anders als die Konkurrenz. Die meisten zeigen entweder eine kleine Auswahl an Musikstücken oder Generes um deinen Musikgeschmack kennenzulernen, andere lassen dem Nutzer freie Bahn oder zeigen ihm ein paar Tipps an, damit er sich zurechtfindet. Bei Apple geht man – wie so oft – andere Wege und präsentiert dem Kunden große Kugeln. Diese Kugeln – oder auch Bubbles, Kreise oder Bälle – haben Texte die Genres entsprechen und die der Nutzer ganz einfach anklicken soll, wenn sie seinem Musikgeschmack entsprechen. Sie werden dann größer, man kann eine Kugel maximal zweimal anklicken. Mit den Bewegungssensor vom iPad oder iPhone – oder ein beliebige anderen Telefon – kann man diese Kugeln, auch noch bewegen beziehungsweise mit einer Touch Geste aus dem Bildschirm wischen. Dies ist mehr Spielerei als tatsächliche Funktion. Hat man dies erledigt, kann man sich – passend zu seiner Auswahl der Genres – auch noch einige ausgewählte Künstler/Bands auswählen. Was will Apple damit erreichen? Ganz einfach eine kleine Vorauswahl soll dir generiert und angeboten werden. Leider hat es bei mir nicht ganz so gut geklappt. Ich habe teilweise auf dem iPhone auf der “Für mich”-Seite keine Ergebnisse. Ein “Error Occurs” – noch nicht mal übersetzt – wird mir angeboten. Interessanterweise funktioniert das mit iTunes fehlerfrei. Nach dem ich mein neues iPhone hatte, war das Problem nicht mehr nachstellbar.
Design mobil
Es mag vielleicht verwundern, aber ich möchte die mobile Anwendung und die Desktop Variante getrennt bewerten.
Die Mobile App für iPhone kann sich sehen lassen. Sie sieht in erster Linie aus wie eine ganz normale App um Musik abzuspielen. Dass es sich hierbei um eine Musik Streaming App handelt, sieht man nicht unbedingt. Die App kann man auch für das normale abspielen der eigenen Musik nutzen. Das hat Vor- und Nachteile. Der Vorteil liegt auf der Hand, ich habe alle Musik an einem Ort und kann so einfach das hören, auf was ich Lust habe, egal ob es sich dabei um ein eigenes Musikstück handelt, oder um ein gestreamtes. Die Nachteile sind in gewisser Hinsicht, der Kontrollverlust, man ist sich nie ganz sicher, wo die Musik herkommt. Ich habe schon Berichte gelesen, das Apple lieber auf das Musikstück aus ihrer Cloud zugreift, das kann bei besonderen Versionen zu unschönen Momenten führen. Da ich kaum Musik besitze, ist das Problem aber für mich hinfällig.
Das restliche Design ist ziemlich ähnlich aufgebaut. Was mir zum Beispiel gut gefiel, ist das Design im Zusammenspiel mit dem Cover des Musikstückes. Denn das Farbdesign bzw. Schema ändert sich dementsprechend. Gleiches gilt für Playlists. Dies bringt a) mehr Farbe in die App und sieht dabei besser aus als das einfache weiß bzw. schwarz, und b) man fühlt sich noch mehr mit der Musik, Interpreten bzw. Playlist verbunden, wenn sich das Design farblich anpasst.
Musik App (iOS)
Bevor ich das Deisgn von iTunes bewerte möchte ich noch ein bisschen mehr auf die Musik App eingehen. Es handelt sich dabei – wie schon öfters erwähnt – um mehr als nur eine Streaming App. Diese App ist vorinstalliert und lässt sich auch ohne Apple Music Mitgliedschaft verwenden.
Wie üblich unter iOS gibt es unten einige Reiter um schnell durch die App zu navigieren. Der erste Punkt heißt Für dich und soll Vorschläge basierend auf deinem Geschmack generieren. Das klappt manchmal ganz gut, am Anfang hatte ich immer wieder meine Probleme. Mir wurde schlicht oft ein Fehler angezeigt. In dem Reiter zwei Neu, gibt es – wie der Name schon sagt – eine Auswahl an neuen Musikstüken, Künstlern oder Playlists. Der Reiter Radio bietet ein paar Sender an, die sich einem Genre oder Künstler widmen. In dem Reiter Connect verbirgt sich eine Art soziales Netzwerk. Hier soll man mit Künstlern in Kontakt treten können und Künstler können hier ihre aktuellen Themen posten. Im letzten Reiter der auf den Namen Meine Musik hört, sind alle lokal gespeicherten Musikstücke (Herkunft egal) und die eigenen Playlists abgelegt.
Interessant ist daran, das man immer genau bei einer Kategorie ist. Egal wie tief man in der Kategorie versinkt, man bleibt genau da. Auch das Wechseln und wieder zurückkehren bringt einen nicht zurück zur Startseite der Kategorie, sondern direkt auf den gleichen Screen wie zuvor. Man muss sich über den Zurück Knopf wieder zurück hangeln. Das ist ungewöhnlich und durchaus nervig.
Wenn ein Musikstück abgespielt wird, taucht über den Reitern ein Streifen auf, der Information wie das Lied, Interpret und Album bereit hält. Auch ein Playbutton und ein Mehr-Schaltfläche ist sichtbar. Dies ist ganz praktisch, wenn man noch etwas stöbern möchte. Hinter so einer Mehr-Schaltfläche verbergen sich mehrere Optionen. So kann man hier ein Musikstück in einer Playlist hinzufügen, Herzen (verbessert die Für dich Funktion), man kann das Lied teilen, zum nächsten Titel springen und vieles mehr ;-).
Alles in allem, eine grundsolide App, die mir alles bietet was ich brauche, ganz gut aussieht und flott reagiert. Man verirrt sich leider zu leicht, aber sonst absolut in Ordnung.
Design iTunes
Hat sich iTunes in den letzten 10 Jahren verändert? Gefühlt nicht. Ich hatte lange – ich würde sagen seit 2010 – keinen Kontakt mehr mit iTunes. Mit dem lokalen und Apple Music Inhalten kam ich sofort zu Recht. Was wie ein Lob klingt, ist aber eher als traurig einzustufen. Warum aktualisiert Apple iTunes nicht mehr? Das Design ist nicht mehr Zeitgemäß und ziemlich unübersichtlich.
Wenn man ein Musikstück sucht, bekommt man es angezeigt, ob es lokal oder aus Apple Music kommt, soll der Kunde gar nicht wissen. Auch gekaufte iTunes Inhalte tauchen dann auf. Sollte man auf die Idee kommen eine Playlist, ein Album und anschließend einen Künstler auszuwählen, merkt man schnell wie iTunes tickt. Es ist nichts weiter als ein Browser der “Seiten” aufruft. Um wieder auf die Suche oder einen beliebigen anderen Startpunkt zu kommen, hangelt man sich zurück. Das Klicken auf “Für dich” zum Beispiel hilft dann nicht. Das Verhalten ist in der App genauso, dort aber deutlich angenehmer, weil man sich in der Regel nicht so weit runter hangelt und auch das gerade eben gemacht hat. Bei iTunes kann die letzte Nutzung länger zurückliegen.
Gut gefallen hat mir der Mini-Player der die wichtigsten Funktionen in einem kleinen Fenster anzeigt was immer vor allen anderen Fenstern ist. Der Player bietet schnell die Möglichkeit ein Lied zu spulen, zu wechseln oder zu pausieren.
Insgesamt könnte ich hier auch iTunes testen, Unterscheidungen zwischen einem iTunes mit oder ohne Apple Music ist kaum vorhanden. Ich schenke mir hier aber den iTunes Test, alles in allem praktisch das man Apple Music auch auf einem Rechner nutzen kann, nicht mehr und nicht weniger.
Design Apple TV
Da ich seit einigen Wochen Besitzer eines Apple TVs bin, habe ich mir dort auch sofort die Apple Music App angeschaut. Diese bietet auf den ersten Blick dieselben Funktionen wie auf iPhone und iPad. Sie reagiert flott und auch intuitiv. Das Design entspricht mehr der iOS App, als iTunes, was ja definitiv gut so ist. Viel mehr kann man eigentlich nicht sagen. Vielleicht noch, das es Deezer nicht auf dem Apple TV gibt, soll heißen: Apple macht es dem Kunden leicht im Apple Kosmos zu bleiben.
Musikauswahl
Habe ich bei Apple Music irgendwas vermisst? Nein! Aber meine Freundin hat die Möglichkeit vermisst Hörbücher zu hören, das ist bei Deezer möglich. Hatte ich etwas, was mir woanders fehlt? Ja! Leider gibt es Clueso nur bei Apple Music. Insgesamt sollte die Musikauswahl kein Grund sein sich für oder gegen Apple Music zu entscheiden. Denn die Auswahl ist insgesamt sehr ähnlich.
Fazit
Um die Eingangsfrage zu beantworten: Ja, Apple Music ist ein Musikstreamingdienst unter vielen. Die Unterschiede sind marginal. Wer ein ganzes Set an Apple Produkten hat (iPhone, iPad, Apple TV) der hat sicherlich seinen Nutzen (zum Beispiel mit dem Apple TV). Auch die Familienmitgliedschaft ist ganz ordentlich für Nutzer vieler Apple Geräte. Android User bekommen nur eine abgespeckte Version, was sich aber sicherlich mit der Zeit ändern sollte. Die Alleinstellungsmerkmale basieren auf eine handvoll Künstler, eine komplett eigene Funktion gibt es nicht. Das macht die Konkurrenz besser (Deezer: Hörbücher, Spotify: kostenlose Variante, Tidal: Musik im FLAC Format).
Klar ist das Apple Music keine schlechte Wahl ist. Aber bisher finde ich das Deezer (noch) das bessere Angebot hat und somit reicht es in der Gesamtbewertung bei Apple Music nur zu einem gut.
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