Das Jahr ist rum (noch nicht ganz 😉) und wieder massiv viele Comics tummeln sich auf der Liste der „besten Comics des Jahres 2022“. Einige Highlights tauchen nicht nur hier, sondern auf meiner persönlichen Bestenliste EVER auf. Das macht es doch sicherlich auch für euch spannend, oder?
Erwähnenswert
5 Titel sind schlicht viel zu wenig um 12 Monate zusammenzufassen. Manche Titel sind gut, aber nicht „gut genug“ für die Top 5. Erwähnen möchte ich sie dennoch. Die verlinkten Reviews geben euch sicherlich genug Einblicke, warum diese hier auf die erweiterte Liste gekommen sind 😜.
- Human Target 1
- Tokyo Ghost
- Fables 1 und 2
- Der Joker 1, 2 und 3
- Injustice Jahr null und das erste Jahr
- Rorschach 4
- 100 Bullets 1
- Something is killing the Children 4 | House of Slaughter 1
- The Department of Truth 1 und 2
5. Y – The Last Man
2, 3, 4 & 5
Auch wenn es „nur“ ein Reprint ist, ich habe dieses Jahr auch zum ersten Mal einen Blick in Y – The last man werfen dürfen. Die Serie gilt bei vielen auch als die beste Serie. Fast komplett dieses Jahr haben wir die Deluxe Version bekommen. Denkt euch für das Jahr 2022 den ersten Band mal kurz weg und los gehts 😉.
Die Szenerie ist schnell erklärt, alle Lebewesen mit dem Y-Chromosom sterben von jetzt auf gleich. Okay, nicht ganz alle, Yorrick, sein Affe Ampersand und ein Astronaut überleben. Die Gesellschaft muss sich nun ohne Männer zu Recht finden, während Yorrick sich vor den Frauen verstecken muss.
Die Geschichte, die kurz vor The Walking Dead angefangen hat, hat einen ähnlichen Ansatz. Es geht weniger um die chaotische Situation, als was die Menschen daraus machen. Nicht jede handelt mehr wie vor der Krise, nicht jede ist so besonnen und erst recht nicht mehr so friedlich wie vor der Ausrottung der Männer.
Dabei lebt Y – the last man stark davon, was als nächstes passiert und weniger von neuen großen Enthüllungen. Das gelingt bis zum Schluss sehr gut. Es gibt keine größere Durststrecke und man möchte lange nur wissen, warum die Männer überlebt haben, die überlebt haben.
Eine Sache hatte ich vorab schon gehört: Man wird am Ende weinen. Den letzten Band habe ich mit einem mulmigen Gefühl begonnen und muss sagen, das ist einer der Comic-Momente. Alles wurde perfekt für diese Szene arrangiert und dann passiert etwas vor dem Auge des Lesenden, was man nicht für voll nimmt, bis es zu spät ist. Grandios und natürlich auch sehr bewegend.
4. Strange Adventures
2
Auch wenn es sich „nur“ um das Finale der beiden Paperbacks von Strange Adventures handelt, so ist es nicht minder bedeutsam. Der Zeitpunkt von Band 2 hätte nicht passender bzw. unpassender sein können. Es werden Dinge angesprochen, die das politische Weltgeschehen durchaus berühren und darüber hinaus gehen.
Es geht um Adam Strange und den Krieg zwischen Pykkten und Rannianer. Längst vergessen, könnte man meinen. Bei einer Signierstunde von Adam Stranges Buch über sein Leben, wird er als Kriegsverbrecher hingestellt. Kurz darauf ist der Autogrammjäger tot, der Hauptverdächtige ist niemand geringeres als Adam Strange.
Mr. Terrific soll den Fall lösen, da Batman zu befangen ist. Das Ergebnis findet ihr in Band 2, der 2022 erschienen ist. Und dieses Ende ist nicht minder fesselnd und verrückt, als der Rest der Serie. Kurz fällt die Kinnlade runter und man muss sich erst einmal sammeln. Kann das der Wahrheit entsprechen?
Es ist genau diese begeisterungswürdige Geschichte, die Tom King mir nichts, dir nichts raushauen kann und damit seinen guten Ruf erarbeitet hat. Trotzdem gebührt ihm nicht alleine der Ruhm. Denn was Evan Shaner und Mitch Gerads abliefern, ist pures Comic-Gold. Sie zeichnen verschiedene Zeitebenen und das sieht beides schlicht genial aus.
Mit Abstand – und weniger Krieg in der Welt – ist es ein Comic, der immer wieder zum Lesen einlädt. Auch wenn die Überraschung beim x-ten Mal lesen nicht so groß wie beim ersten Mal lesen sein kann, ist es ein faszinierender Comic, der seinesgleichen sucht.
3. Crossover
1
Der Name des Comics löst – unabhängig von dieser Serie – bei Comic-Fans zwei Gefühle aus: Freude und „bitte nicht“. Ein Crossover, also eine Vermischung von 2 verschiedenen Geschichten, kann gut sein, aber ist in erster Linie etwas für Fans. Und genau so kann man auch den Comic Crossover beschreiben.
In die reale Welt sind Superhelden erschienen, aber anstatt „gute Dinge“ zu machen, unterjochen sie die Menschheit. Dieser Moment wird das Crossover genannt. Comics und Comicläden sind verpönt und die Superhelden sind mittlerweile in einem Kraftfeld eingesperrt, aber reicht das?
In Deutschland wurde bisher „nur“ ein Band veröffentlicht und ist dadurch noch nicht ganz eine Serie. Aber dieser Band ist bereits für Superhelden-Comic-Fans ein wahres Fest. An allen Ecken gibt es was zu entdecken. Dazu weiß Donny Cates einfach, wie man Geschichten erzählen muss. Es passt perfekt in sein bisheriges Repertoire.
Geoff Shaw ist der andere entscheidende Baustein. Es sieht umwerfend aus und wie die Comicfiguren in der echten Welt erkennbar sind, ist ebenfalls eine tolle Idee, die auch noch großartig umgesetzt wurde. Manchmal passt einfach alles.
Zu den vielen Nerd-Momenten kommt oft die Frage: Kann ich das auch ohne Superhelden-Comic Wissen lesen? Ja und Nein, es ist lesbar und auch gut, aber zum richtig gut muss man die versteckten Anspielungen verstehen. Nicht selten habe ich Kleinigkeiten abgefeiert, die nicht jede*r verstanden hätte.
Ungewöhnlich für die Bestenliste ist auch ein kleiner Ausblick. Mit Band 2 soll die Serie so richtig durchstarten. Gut möglich, dass wir 2023 erneut Crossover in der Top 5 wiederfinden können. Die Konkurrenz dieses Jahr wird ja nicht noch mal auftreten können.
2. Supergirl – Die Frau von Morgen
Review
Ein Supergirl Comic in der Top 5? Und dann auch noch auf Platz 2? War das Jahr so schlecht? Ganz im Gegenteil und das sollte diese Platzierung noch unterstreichen, dieser Comic ist eben deutlich mehr als man auf den Titel und den ersten Blick meinen mag.
Worum geht es? Supergirl benötigt eine Auszeit und was passt da besser als ein Planet der um eine rote Sonne kreist? Dort kann sich Supergirl richtig voll laufen lassen. Dabei rutscht sie in einen Rachefeldzug von Ruthye Marye Knoll. Die Jagd nach einem Mörder und Schurken beginnt.
Die Besonderheiten sind groß in diesem Comic. Es beginnt mit dem Genre Science-Fantasy. Das ist nicht das Erste, was man bei einem Superhelden-Comic erwartet, aber es funktioniert hier hervorragend. Die Stilelemente werden stark eingebunden und unterstreichen die Besonderheit dieses Paperbacks.
Der Name ist die nächste Überraschung. Im Englischen wird es noch verrückter, den hier heißt die Geschichte Superman: Woman of Tomorrow. Die Hauptperson ist eigentlich nicht Supergirl – natürlich auch nicht Superman – sondern Ruthye. Unerwartet.
Neben tollen Dialogen und interessanten Verhältnissen zwischen Ruthye und Supergirl – die sich ständig im Wandel befinden und entwickeln – liefert Tom King all das ab, was ihn regelmäßig gut gelingt. Abgeschlossen müssen seine Geschichten sein und das zeigt Supergirl – Die Frau von Morgen eindrucksvoll.
Obendrauf kommt der geniale Zeichenstil von Bilquis Evely. Dieser ist so fantasievoll und genial koloriert, dass man nicht anders kann, als zu applaudieren. In der Summe etwas ganz Besonderes. Wenn ihr mir immer noch nicht glaubt, schaut euch mein Review an, so viel schreibe ich nur selten.
1. Monster
Review
„Vielleicht habe ich gerade den besten Comic meines Lebens ausgelesen 😱 Ich muss erst einmal verarbeiten …“ Mit diesen Worten habe ich direkt geäußert, was mir durch den Kopf ging, nachdem ich Monster ausgelesen hatte. Was heißt das für die Bestenliste? Das Offensichtliche: Monster MUSS auf die eins!
Menschen sind Monster. Eine Aussage, die ich schon in einer anderen Bestenliste thematisiert hatte. Damals kam der Comic aus Japan und wurde von Naoki Urasawa geschrieben und gezeichnet. Der Titel war passenderweise auch Monster.
Die Geschichte dreht sich um Robert „Bobby“ Bailey. Wie er zum Monster wird. Mit Nazi-Technologie wird an ihm geforscht. Zeitsprünge in die Vergangenheit bringen Licht ins Dunkle. Aber wer ist eigentlich das Monster? Die Person, die so aussieht, oder die Personen, die so handeln?
Genau dieses Thema ist eines von vielen Highlights. Der erste Eindruck ist nicht immer richtig, dennoch lässt man sich davon beeindrucken. Wie eklig und widerwärtig Menschen sein können, wird deutlich. Aber eben auch, dass es verschiedene Facetten gibt.
Es ist kein „leichtes“ Werk. Es beginnt beim tatsächlichen Gewicht und geht hin zu der dichten Erzählung. Überraschenderweise ist es nicht zu intellektuell geschrieben, man könnte sogar behaupten, dass es einfach geschrieben ist. Verdaulicher wird der Text dadurch aber nicht. Pausen, durchatmen und verarbeiten ist immer wieder angesagt.
So richtig neu wirkt die Idee nicht. Es könnte ein Hulk oder eben Captain America Titel sein, aber die Art und Weise wie wir dieser Schauergeschichte beiwohnen können, ist die wahre Besonderheit. Mehr geht nicht. Wie gesagt der beste Comic, den ich je gelesen habe!